Hände
Die Textilkünstlerin hat ausgehend von ihrem
Andenken an ihre Urgroßmutter, an die sie sich nur stickend und im Lehnstuhl
sitzend erinnert, vier handgestickte Bilder in den Maßen 50 x 70 cm
angefertigt. Diese zeigen die Hände von Familienangehörigen der Künstlerin. Für das Bildmotiv wurde möglichst immer eine ähnliche Haltung der Hände gewählt. Vergangenheit und
Zukunftsfragen sollen durch das einfache Bild der Hände aufgeworfen werden. Von den zu stickenden Händen wurden zunächst Zeichnungen und Farbstudien angelegt. Danach wurde ein Trägerstoff für die Stickereien festgelegt. Dazu waren verschiedene Proben notwendig. Der Trägerstoff sollte in seiner Gewebstruktur gleichmäßig sein, möglichst weiß, nicht zu fest, trotzdem stabil, um später für die Stickerei optimal Vorraussetzungen mit zu bringen. Die Künstlerin hat sich für ein gröberes Baumwollgewebe entschieden. Das Garn ist ein 6-fädiges Baumwollgarn, welches für die Stickerei 2-fädig, in seltenen Fällen 1-fädig verwendet wurde. Die richtigen Farbtöne wurden anhand einer Farbkarte ermittelt.
Erinnerung an die Großmutter
Der Fund eines alten Familienfotos inspirierte Lisa
Reichmann dazu, sich künstlerisch mit der Erinnerung an ihre Urgroßmutter
auseinanderzusetzen. Vermischt mit Erzählungen der Eltern und Erinnerungen an
Erinnerungen bringt ihr Gedächtnis wiederkehrend ein Bild der mit ruhiger und rhythmischer
Geste stickenden Urgroßmutter hervor. Diese textile Technik wählt sie daher als
Grundlage für das Kernstück ihrer Arbeit – einen Bildteppich. Reichmanns
Herangehensweise zeigt dabei fast schon performative Züge. Das Sticken dient
als kontemplativer Akt, um untergegangene Erinnerungen an die Urgroßmutter aus
den Tiefen des Gedächtnisses zu heben und sich ihrer Person durch die
nachempfundene Geste anzunähern. Erinnertes fixiert sie dann in Textform und
Zeichnungen, um diese mit Nadel und Faden auf Stoff zu übertragen. Unter
Verwendung von alten, traditionellen Sticharbeiten ist ein großformatiger
handbestickter Teppich entstanden, der Uroma und Urenkelin vor ihrem Gartentor
darstellt. Das Bild wird gerahmt von einer Bordüre mit insgesamt 24 Medaillons,
Erinnerungssegmente, welche die Tiere und Pflanzen aus dem Garten der Uroma
vergegenwärtigen. Parallel dazu entstand eine Fotosammlung aus
Flohmarktfundstücken, die sich mit dem Motiv der Großmutter beschäftigt.
1984 geboren in Saalfeld │ 2003 – 2004 Besuch der
künstlerischen Abendschule Jena │ 2004 – 2011 Studium der Textilen Künste an
der Kunsthochschule Burg Giebichenstein – Abschluss Diplom │ 2010 Teilnahme an
der Miniartextil in Como, Montrogue und Venedig │ 2011 7th International Biennial
of Textile Miniatures „Vanish/Survive“, Arkos Dailes Galerija, Vilnius, Litauen
│ 2011 Drawing Connections, Siena Art Institute, Siena, Italien │ 2nd edition
of Textile Art International Triennial TexpoArt, Iasi, Rumänien │ weitere
Ausstellungen in Halle, Magdeburg und Pößnek │ lebt und arbeitet in Halle (Saale)
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