LILLIFORMIS 365 days
Im Museum Aschersleben werden Objekte der Stadt- und Regionalgeschichte bewahrt. Ergänzt werden sie u. a. durch die Paläontologische Studiensammlung von Prof. Dr. Martin Schmidt mit ca. 13.000 Fossilien und Mollusken – eben diese weckte das Interesse der Schmuck- und Objektkünstlerin Margit Jäschke. Zum Thema „Sammeln“ schuf sie Objekte aus vielfältigen Materialien wie Kunststoffen und Edelmetallen, welche mit den Fundstücken der Schmidt’schen Sammlung korrespondieren. Parallel dazu konzipierte sie eine eigene Kollektion an Sammlungsstücken und lud Besucher und Besucherinnen dazu ein, die faszinierenden Fossilien zu zeichnen. Aus den grafischen Arbeiten, die alle im Rahmen der Eröffnung gezeigt werden, wurden einige als Vorlagen auserkoren, um von der Künstlerin auf Messingplatten übertragen und dauerhaft in den Boden des Arkadenganges im Museumshof eingelassen zu werden – ein Geschenk an das Museum, das den Schatz des Hauses nach Außen trägt. Ebenso entstanden eine Reihe von mit der Museumssammlung korrespondierender Arbeiten, die einem Katalog mit dem Titel "LILLIFORMIS 365 days" zusammengetragen wurden.
Haiku
Das Haiku ist eine lyrische Kurzform japanischen Ursprungs: drei
reimlose Zeilen mit fünf, sieben und fünf Silben folgen aufeinander. Es wird
auch »ein einziger Atemzug«-Gedicht genannt, weil die Schönheit der wirklich gelungenen Haikus darin besteht, dass sie
präzis und klar einen flüchtigen Moment einfangen: Wenige Worte lassen im Leser
ein ganzes Panorama, im besten Falle ein Gefühl erstehen. Präzis, klar, reduziert
und doch eindrücklich – das
sind auch Margit Jäschkes Ansprüche an die eigenen Arbeiten. Ihre Schmuckstücke und Objekte soll, wie
die besten der Haikus, eine Aura umgeben, die genau den kaum in Worte zu
fassenden, oft mysteriösen Moment
der Inspiration widerspiegelt, diesen fast sagenhaften Augenblick der
Absichtslosigkeit, der Zufälligkeit, der Authentizität, der dennoch hart
erkämpft ist.
Versatzstücke
Orte und Häuser tragen Geschichte in sich. Menschen betreten
einen Ort, nehmen seine Aura auf und verändern ihn, hinterlassen Spuren und
Gravuren der eigenen Geschichte. Die Fakten dieser Begenungen dokumentieren
Archive, Ausgrabungen legen Schatzkisten für Entdeckungen frei. Im Rahmen ihres
Sonderstipendiums spürte Margit Jäschke dem Fluss der Geschichte des nunmehr 120
Jahre bestehenden Künstlerhauses Lukas in Ahrenshoop nach, um ihr mit eigenen
künstlerischen Mitteln ein Gesicht zu geben. Dabei begab sie sich auf die
Suche nach neuen Zusammenhängen, Lücken und Offenbarungen und ließ aus
Gefundenem wie alten Fotos, Lageplänen und Zeichnungen kleine Schmuckskulpturen
entstehen, die sich als Versatzstücke wie ein roter Faden durch das Haus
ziehen.
Going to Pieces
Genaues Beobachten und gleichzeitig auf den Zufall zu
vertrauen, das ist die Grundlage für die New Yorker Arbeiten von Margit Jäschke.
Aus Fundstücken wie Ösen, Filzknöpfen und Reißnägeln lässt die Schmuckkünstlerin
auf lackierter Wellpappe kleine Skulpturen für das Revers entstehen. Ihre Broschen
erzählen präzise und doch immer mit einem Augenzwinkern Anekdotisches über eine
Stadt und ihre Oberfläche. Sie verweisen auf konkrete Orte, stehen aber auch ganz
allgemein für die inspirierende Heiterkeit New Yorks. Es ist die Beiläufigkeit,
in der hier zugleich die Authentizität liegt, denn trotz veredelter Oberfläche
sind in den Schmuckstücken und Papierarbeiten von Margit Jäschke Ausgangsmaterial
und Inspirationsquellen stets deutlich sichtbar.
Der Begriff Natur - Wandlungen unseres Naturverständnisses und seine Folgen
Die Schmuckkünstlerin war bei den IX. Gaterslebener Begegnungen 2009 eingeladen worden, zum Thema „Der Begriff
der Natur“ mit eigenen Arbeiten und mit der Konzeption einer Ausstellung Bezug auf den Ort, dem Leibnitz-Institut für Pflanzengenetik und
Kulturpflanzenforschung mit seiner einzigartigen Arten- und Samenbank in Gatersleben, zu nehmen.
1962
in Halle (Saale) geboren | 1983 – 1991 Studium an der Burg Giebichenstein –
Hochschule für Kunst und Design Halle, Studienrichtung Schmuck | 1992 – 2001 ebd.
Lehrtätigkeit | 1996
Einzelausstellung in der Galerie Marktschlösschen, Halle; 1998 in den
Staatlichen Kunstsammlungen
Dresden, Albertinum | 2002 Grassipreis der Galerie Slavik, Wien, verliehen im
Museum für Kunsthandwerk, Grassimuseum Leipzig | 2003 Einzelausstellung in der
Galerie Slavik, Wien; 2006 im Kloster Bentlage, Rheine und 2008 in der
Kunsthalle Villa Kobe, Halle | 2016 Bayerischer Staatskunstpreis | lebt als freischaffende Schmuckkünstlerin in
Halle (Saale)
Kontakt