Panta rhei - Alles fließt!
Alles fließt bei Nicole
Lehman von der Bewegung ins Ornament. In ihren Werken verbindet die diplomierte
Schmuckkünstlerin ihre beiden großen Leidenschaften: Tanzen und Schmuck.
Dabei dienen ihr die Bewegungen beim Tanz als Inspirationsquelle für die Formen
und Verläufe der späteren Schmuckstücke, die um den Hals getragen werden.
So wie der Körper imaginäre Linien in die Luft zeichnet, sollen die Kolliers
den Hals ihres Trägers umspielen. Stets geht es dabei um Intuition
und Stimmungen: Nicole Lehman, die ein eigenes Studio für freies
experimentelles Tanzen betreibt, zeichnet vor allem während der Pausen, wenn
die Eindrücke noch unmittelbar durch ihren Körper fließen und sich direkt
in der Skizze niederschlagen. Diese Kreidezeichnungen von einzelnen Sequenzen
bilden dann den ersten Schritt zur Abstraktion, hin zum späteren
Schmuckstück. Aus Aluminium, Draht und Papier baut sie schließlich kleine
Modelle, die die wiegenden Linien, Bögen und Flächen ins Stoffliche
übertragen und ihr dabei helfen, Stärke und Fülle des Materials genau zu
ermitteln. Denn so wie die Körperspannung entscheidend ist für die Bewegung
beim Tanz, sind es Spannung und Flexibilität des Materials für das spätere
Kollier, das vor allem luftig und leicht wirken soll.
In der Zeit des Stipendiums sind fünf fertige Kunstwerke entstanden, die aus
dünnen, ineinander verschlungenen Silberblechstreifen gearbeitet sind. Bei
Bewegungen des Trägers wippt und schwingt das dünne Metall und imitiert so
die Lebendigkeit und Geschmeidigkeit während des Tanzens.
Auf der Pirsch - Hommage an Kurt Böger
Als eine Hommage
an ihren Großvater Kurt Böger, Förster, Jäger und charismatische
Respektsperson, hat sich die Schmuckkünstlerin auf eine sehr persönliche Suche
begeben: nach ihren familiären Wurzeln. In Anlehnung an die Lebensaufgabe des
Großvaters sind kleine Schmuckobjekte, die als Broschen getragen werden können,
entstanden. Die Schmuckstücke, sollen Atmosphären erzeugen, die den
Empfindungen der Künstlerin beim Erinnern an ihren Großvater nahe kommen. Wie
war es für sie, wenn der Großvater die Enkelin auf den Arm nahm, um sie den
ausgestopften Wildschweinkopf streicheln zu lassen, der an der Wohnzimmerwand
hing? Erinnerungen an bestimmte Situationen werden in die eigene Formensprache übersetzt
und Stimmungen materialisiert.
1974 in Springe geboren | 2000 –
2003 Berufskollge für Design - Schmuck und Gerät Goldschmiedeschule Pforzheim, Abschluss als staatlich geprüfte Designerin | 2003 – 2008
Studium an
der Kunsthochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein Halle, Fachgebiet Schmuckkunst, Abschluss Diplom | 2009 Schmuck-Förderpreis der Galerie friends of calotta, Zürich und BKV-Preis für junges Kunsthandwerk, Kunstgewerbeverein München | lebt als freischaffende Schmuckkünstlerin in Halle (Saale)