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Thea Kleinhempel

Kommunikationsdesignerin

Arbeitsstipendium April – September 2021

Aufwand

In ihrer ursprünglichen Projektbeschreibung formulierte die Künstlerin die Frage, wie sich Arbeitsprozesse und –methoden innerhalb der Kunst und dem Design überschneiden, beeinflussen und verändern. Eine essayistische fotografische Arbeit sollte, durch eine Rauminstallation eine Recherche zu außergewöhnlichen, aufwendigen und vergessenen Arbeitsmethoden in der Kunst und dem Design ergänzt werden. Die inhaltliche Recherche sollte in Kollaboration mit handwerklich-gestalterisch arbeitenden Personen entstehen. Ihr Arbeitsprozess hat mit einer fotografischen Serie über Industriemodelleure und Industriemodelleurinnen begonnen. In ihrer Arbeit verbinden sich traditionelle Handwerkstechniken und eine eigene Handschrift, um eine Formgrundlage für industriell produzierte Designobjekte zu schaffen. Vorrangig für die Automobilindustrie fertigen sie 1: 1 Ton-Modelle per Hand an. Erst nachdem das Modell in Originalgröße oder einem entsprechenden Maßstab gefertigt wurde, lassen sich die weiteren digitalen Modelle in einer engen Abstimmung mit der Erfahrung und dem Formgefühl des Industriemodelleurs finalisieren. Das menschliche Auge und die Hand sind in einem hochtechnisierten Fertigungsprozess somit immer noch unablässig. Fotografieren konnte sie im Staatlichen Beruflichen Schulzentrum für Produktdesign und Prüftechnik in Selb, einer der einzigen Berufsschulen für diesen Tätigkeitsbereich in Deutschland. Ein Interview mit den Lehrenden und Schüler und Schülerinnen beantwortete Fragen wie: Was ist ein Fehler? Inwiefern wird sich in der Ausbildung auf das klassische Handwerk des Töpferns bezogen? Wie stehen sich Perfektion und eine eigene Handschrift gegenüber? Bei dem Besuch hat sich entsprechend ihrer Ausgangsfrage aus dem Exposé gezeigt, dass sich hier eine für beide Seiten positive Verbindung aus traditionellem Handwerk und moderner Technik ergibt. Im Verlauf des Stipendiums verlagerte sich allerdings ihr Interesse immer mehr auf den Aspekt aufwendiger und ursprünglicher Techniken, als auf einzelne Berufszweige, da sich an diesem Beispiel schon viele Fragen aus der Richtung des Designs beantworten ließen. In dem zweiten Teil der Arbeit wollte die Künstlerin dem Handwerk aus der Sicht der Kunst nachgehen. Das Werkzeug des 3D-Stiftes verbindet auf eine Art zwei der ursprünglichsten Handwerke- Weben und Töpfern. Er kann wie ein 3D Drucker nach dem Prinzip der Aufbautechnik funktionieren, jedoch wird er nicht von einem Programm gesteuert, sondern wie ein normaler Stift von einer menschlichen Hand geführt. Der Stift gibt eine Art von Faden aus, die wiederum auch verwebt, überlagert, gezogen und verformt werden und schnell eine textile Anmutung annehmen kann. Ursprünglich versprach der 3D Stift die revolutionäre Möglichkeit, Skizzen direkt in den Raum zu transferieren, beispielsweise im Bereich der Architektur. Die Ungenauigkeit und Langsamkeit des Striches, den der Stift ausgibt, führt jedoch schnell zu Ungeduld und widerspricht somit dem Versprechen, Ideen spontan in den dreidimensionalen Raum zu bringen. Um eine bestimmte Qualität einer „Zeichnung“ zu erreichen, muss so eine gewisse Arbeitszeit investiert werden. Mittlerweile fungiert der 3D Stift hauptsächlich als Spielzeug für Kinder oder als Hobby Utensil, findet aber auch immer stärker den Weg in die Kunst. Hier knüpft er interessanterweise sowohl formal an die Zeichnung wie auch die Malerei an. In ihrem Projekt verdeutlichte der Stift für Thea Kleinhempel eine Brücke zwischen dem Designbereich Rapid Prototyping, Handarbeit und Kunst. Er verspricht zum einen die direkte Umsetzung von Ideen und Prototypen, setzt dabei Genauigkeit, Übung und Ausdauer voraus und kann ungeahnte Resultate hervorbringen, die verschiedenste Assoziationen auslösen können. In dem Prozess konnte sie zum einen die Möglichkeiten des Stiftes austarieren und auf Grenzen untersuchen aber auch inhaltliche Fragen nach Aufwand und Sehgewohnheiten stellen. Produkte des 3D Stiftes sind vielen noch nicht geläufig, was bei der ersten Betrachtung schnell zu der Befragung der Herstellungstechnik führt. Unsere Unsicherheit des Nicht-Wissens findet einen Halt in der Annahme, dass es wohl aufwendig war herzustellen. Dass Produkte dieses Materials aber auch einfach als Bilder funktionieren, ist ein Schritt, der aus Sehgewohnheiten heraus gegangen werden muss.
Vita
1993 in Passau geboren | 2014 – 2019 Studium im Bereich Kommunikationsdesign an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle – Bachelor of Arts | 2017 – 2018 Studium Studium der Fotografie an der Academy of Art, Architecture and Design in Prag | lebt und arbeitet in Halle (Saale)