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Till Ronacher

Industriedesigner

Arbeitsstipendium
September 2013 – Februar 2014

Bastarde

Die unglaubliche Masse an Produkten, die alle einen Zweck erfüllen, fast gleich aussehen und mit einer geplanten Obsolenz ausgestattet sind, brachte Till Ronacher zu Überlegungen über diese Vielfalt. 200 Waschmaschinenmodelle fand er allein bei einem Versandhändler. Was soll der Mensch damit? Wie kam es soweit? Ursprünglich hatte jedes Produkt einen Nutzwert, der die Lebensqualität erhöhte, die Produktionsprozesse vereinfachte. Seine Funktion war dem Menschen angepasst. Sind alle einfachen Bedürfnisse befriedigt, werden die Produkte mit einem Zusatznutzen, mit einem Mehrwert ausgestattet. Sie müssen sich gegen Geld eintauschen lassen, Profit abwerfen. Das Einzelprodukt wird damit zur Metapher eines von den Bedürfnissen sich immer stärker entfremdenden Produktionssystems, das sich mehr und mehr beschleunigt und wegen der Digitalisierung in seinem abstrakten Funktionieren nicht mehr durchschaubar ist. Letztlich geht es nun hauptsächlich darum, das Produktionssystem am Laufen zu halten. Es gewinnt dadurch Macht über den Menschen, verselbstständigt sich. Nur mehr am Rande geht es um die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse. Um die Verselbstständigung deutlich zu machen, hat Till Ronacher die Produkte zu Wesen werden lassen, die ein Eigenleben führen, fern jedes Zwecks und Nutzens. Am Beispiel von uns vertrauten, aber kaum beachteten Haushaltsgeräten wie Toaster, Wasserkocher und Standmixer spielte er eine Welt durch, in der die Produkte zu eigenständigen Wesen werden, sich miteinander kreuzen und vermehren. Der Mensch als Selektierender fällt weg – diese Wesen existieren funktionslos und nur sich selbst genügend in einer utopischen Welt. Ines Engelmann, Kuratorin
Vita
1986 in Nürnberg geboren | 2007 Praktikum in der Möbelschlosserei Echtraum, Berlin | 2007–2012 Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Fachgebiet Industriedesign | 2009 Assistenz bei dem Installationskünstler Max Frey in Wien und Teilnahme an Kursen der Transmedialen Klasse der Universität für angewandte Kunst Wien | seit 2009 Teilnahme an Video-und Dramaturgieseminaren bei Prof. Michaela Schweiger und Christovao dos Reis | 2010 & 2013 Leitung von Designkursen im Rahmen der Schülerakademien | 2011–2012 Gastjahr in der Advanced new Media Class bei Prof. Sauter und Prof. Ängesleva an der Universität der Künste Berlin | seit 2012 freiberuflicher Gestalter in Halle | 2013 Austellung auf der Möbelmesse Mailand mit der Arbeit „GMP“, Austellung auf dem DMY Berlin mit der Arbeit „ninetynine“, installative Austellung der Arbeit „GMW“ auf dem Camp/1 Fesival in Halle | 2014 Aufbau einer experimentellen Künstlerwerkstatt, der Remise Biegenbrück in Brandenburg | lebt und arbeitet in Halle (Saale)