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Das Phlegma

Inhaltlich hat sich die Künstlerin während ihres Stipendiums mit ihrer eigenen Generation auseinandergesetzt, die nach ihrer Auffassung durch Lethargie und Selbstdarstellung geprägt ist. Das Leben zieht vorbei – Facebookprofile, Lieblingsserien und die Entscheidung über Zimmereinrichtungen, die die Persönlichkeit repräsentieren sollen, nehmen den größten Teil der täglichen Problembewältigung ein. Es bedarf keiner Energie für Dinge, die man angeblich nicht ändern kann. Protesttransparente und Streiks finden nicht statt. So wie dem Phlegmatiker fehlt es ihrer Generation an Erregbarkeit – Aktionismus liegt ihr fern. Verarbeitet hat die Bildhauerin ihre Eindrücke in der Rauminstallation „Das Phlegma“, die aus drei großen ,,Fellen“ für die Wand, einem großen ,,Fell“ für den Boden und zwei kleineren ,,Fellen“ jeweils für die Wand bzw. einen Sockel, besteht. Die ,,Felle“ sind aus geschmiedeten Stahl, welche zusammengeschweißt eine geschlossene Form ergeben. Durch eine besondere Oberflächenbearbeitung wird in der Distanz der Eindruck eines echten Felles erzeugt und erst bei näherer Betrachtung zeigt sich die lebende Materialität des verwendeten Stahls. Die ,,Felle“ wurden der Form eines Zebras, eines Schwein, einem Rind, einem Opossum und einem Hasen angepasst. In der Serie ,,Das Phlegma“ steht der Widerspruch im Mittelpunkt: Der reliefartige, platte, kraftlos ausgestreckt liegende Torso steht entgegengesetzt zum Volumen und der Lebendigkeit des anliegenden Kopfes. Passivität und Aktivität stehen im direkten Spannungsverhältnis. Doch die scheinbare Vitalität ist eine Illusion: Das Tier ist gejagt, gegärbt und liegt als Trophäe im Wohnzimmer oder in einem Kuriositätenkabinett. Die verschiedenartigen Felle in der Serie greifen gleichsam das Wundersame und Kuriose des Sammelns, Jagens und Besitzens auf. Sie sind ein Sinnbild für Resignation und dem Streben nach Luxus und Sicherheit. Auf der anderen Seite scheinen sie durch die Erhaltung des Kopfes noch lebendig. Flach und geplättet, vergangenen Zeiten nachsinnend, erwarten sie ihre mögliche Auferstehung.



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