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DAZWISCHEN

Das Stipendium war für die Künstlerin ein Zwischenraum, Experimentierfeld und Zeitfenster, um sich mit der Kunstform Medaille nochmal ganz intensiv zu befassen, mit ihr zu spielen, formale Möglichkeiten auszureizen und zu erweitern. Im Besonderen haben Almuth Lohmann-Zell gestalterische Aspekte interessiert, um die Zweiseitigkeit der Medaille aufzubrechen – um bildhaft zu veranschaulichen, dass es zwischen zwei Seiten /Polen auch immer ein Dazwischen gibt. Ein Dazwischen, dass Raum gibt für neue Blickweisen und Gedankenansätze. Für die Künstlerin war es wichtig möglichst unterschiedliche, ungewohnte Materialien, Kombinationen und Arbeitstechniken zu verwenden, um sich ein neues Repertoire anzueignen und ihrem Anliegen der „Blickerweiterung“ auf Räume zwischen den Seiten /Polen innerhalb der Kunstmedaille näher zu kommen. Erste Gedankenansätze zur Umsetzung, war das Arbeiten mit transparenten Materialien, die den ständigen Blick auf beide Seiten gleichzeitig ermöglichen. Acrylharzgüsse entstanden. Außerdem entstanden eine Vielzahl von gitterartigen Porzellanstrukturen, die in unterschiedlicher Weise zusammengefügt werden. Interessant sind hierbei die vielen Durchbrüche, die den Blick ermöglichen – zum einen auf den Umraum durch die kompletten Durchbrüche der Medaille, zum anderen auf Strukturen innerhalb der Medaille (bzw. zwischen den Medaillenseiten). Die Künstlerin begann dann die überlagerten Porzellangitterstrukturen mit weiteren Materialien zu kombinieren, die in den Zwischenraum eingefügt wurden (z. B Metallfolien, farbige Kunststoffe, sowie transparente Schrift-Streifen). Eine weitere Versuchsreihe begann sie mit unvollständig gegossenen Porzellan-Reliefs. Auch hier hat sie die Durchbrüche genutzt, um den Zwischenraum zu betonen. Als Motive wählte sie vorrangig Insekten, da sie gut mit der Zerbrechlichkeit der Porzellangitter korrespondieren. Auch ein menschliches Portrait und eine Figur wurden erarbeitet und einbezogen. Erste inhaltliche Auseinandersetzungen, werden in den Medaillen „Wir sind nichts…“ und „Strukturen“ sichtbar. „Wir sind nichts…“ – ein modelliertes Objekt ist am Rand eines trichterartigen Ringes eingefügt. Von der einen Seite ähnelt das Objekt einem kauernden Menschen, auf der anderen Seite erscheint das Objekt als keimender Samen. Im Umlauf des Ringes ist der Satz von Novalis zu lesen „Wir sind nichts, was wir suchen, ist alles“. Die Arbeit „Strukturen“ zeigt eine Figur eingefasst von gewölbten Porzellangitterstrukturen und Kunststoffnetzen. Die Figur ist nur schwer sichtbar im Zwischenraum – zum einen geschützt und gleichzeitig gefangen. Überlegungen bei dieser Arbeit richten sich auf das „Dazwischensein“ in unseren täglichen Strukturen – zum einen geben sie uns Halt, zum anderen sind wir auch in Ihnen gefangen. Innerhalb der geförderten drei Monate konnte die Künstlerin viele neue Herangehensweisen ausprobieren und formale Gestaltungsmöglichkeiten ausloten. Für sie haben sich spannende Ansätze herausgestellt. Die Herausforderung ist nun, entdeckte Gestaltungsmöglichkeiten in inhaltlich stärker ausgeführten Medaillen zu integrieren.



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