Loading...

Gestickte Sprache (AT) – UnSichtbar

Zu Beginn der Arbeit stand das Interesse an der kommunikativen Kraft von Stickereien. „Gestickte Sprache“, weil Sticken eine Form der Kommunikation ist. „Gestickte Sprache“ – weil sie im Projekt die Verbindung zwischen verschiedenen Teilnehmern und Teilnehmerinnen darstellt. Viele Dinge, die im privaten Stattfinden, sind unsichtbar für die Gesellschaft. Das Private ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und soll nicht gesehen werden. So ist es häufig auch mit Stickereien. Sie werden als eine private Beschäftigung angesehen, die im häuslichen Kontext stattfindet. Aber Sticken ist eine wertvolle Kunstfertigkeit, die Anerkennung verdient und auch in den letzten Jahren immer mehr in der bildenden Kunst als etabliertes Mittel zu sehen ist. Auffällig ist aber auch, dass in den Arbeiten, in denen Stickereien eingesetzt werden, häufig eine Auseinandersetzung mit Weiblichkeit und Feminismus thematisiert wird. Ein wichtiger Slogan der feministischen Strömungen ist: Das Private ist politisch. Erst wenn „private Themen“ der Öffentlichkeit preisgegeben werde, wird ihre Relevanz für die Gesellschaft deutlich. Dann wird klar, dass privaten Themen Strukturen zugrunde liegen, die durch die Gesellschaft geformt werden. Vermeintlich private Ereignisse finden nicht losgelöst von der Gesellschaft statt und sind nicht auf eine individuelle Verantwortung der einzelnen zurückzuführen. Sichtbar wird das häufig erst, wenn man viele private Ereignisse betrachtet und Gemeinsamkeiten zwischen ihnen entdeckt. Auf Grundlage dieser Gedanken hat die Textildesignerin für ihr Stickprojekt ein Motiv für eine gemeinschaftliche Stickarbeit entwickelt und Materialien vorbereitet, das auf der Idee von Unsichtbarkeit und Sichtbarkeit des Privaten in Form von allgemeingültigen Mustern basiert. Sie hat das Muster so strukturiert, dass ihm ein quadratischer Rapport zugrunde liegt. Die Quadrate unterscheiden sich leicht in ihrer Ausführung, funktionieren aber immer noch als aneinanderzusetzende Kacheln eines Musters. Auf den ersten Blick ist das Muster nicht direkt erkennbar. Wenn man alle Quadrate aneinanderfügt, ergibt sich aber ein Gesamtbild und eine Struktur, die alles zusammenhält, wird sichtbar. Das Muster kann aus beliebig vielen Kacheln bestehen. Mona Reich hat sich zunächst auf 18 Kacheln beschränkt, die sie virtuell entworfen und dann auf Leinenstoff übertragen hat. Formen und Farben sind sehr allgemein gehalten, hauptsächlich kommen die drei Grundfarben vor. Es sind 18 Mappen entstanden, die einen quadratischen Leinenstoff enthalten, auf dem das Muster vorgezeichnet ist, ausreichend Garn, eine colorierte Motivvorlage, eine Nadel und eine Broschüre, in welcher Stickanleitungen und Informationen über das Stickprojekt zu finden sind. Dass Projekt konnte in der onkologischen Station der Frauenheilkunde am Uniklinikum Halle mit 15 Patientinnen durchgeführt werden. Die entstandenen Stickereien wurden zusammengenäht und als Gesamtkunstwerk dort ausgestellt.



Bildergalerie »

Zurück zur Übersicht