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Indien-Stipendium

Von einem Aufenthalt in Tharangambadi erhoffte sich die Malerin Einfluss auf drei ihrer Interessensgebiete: Farbe, Architektur und traditionelles Kunsthandwerk, insbesondere das Textile betreffend. Die Reise war zunächst als Inspiration gedacht. Für die inhaltliche Verarbeitung hat sie eine Unzahl an Fotos gemacht. Im Zentrum stehen vor allem jugendliche indische Mädchen. Es ergaben sich neue malerische Herausforderungen die menschliche Figur betreffend. Die traditionell buntgemusterte Bekleidung zum Beispiel soll nicht ins „Ethnokitschige“ abdriften. Dunkelhäutige Menschen sind im Kanon der Malerei ein seltenes Sujet. In Indien wird alternativ die Farbe (z. B. Blau) verwendet. Hier muss eine malerische Lösung gefunden werden, für die es kaum Vorbilder gibt. Die Künstlerin hatte gehofft, vor Ort für Indien typische Pigmente kaufen zu können, stellte aber im lokalen Künstlerbedarf fest, dass sich durch die Globalisierung, das Angebot von dem in europäischen Läden kaum unterschied. Durch die klimatischen Bedingungen waren ihre Leimfarben, die sie für Leinwandmalerei üblicherweise nutzt, nicht einsetzbar. Die Papiere arbeiten über den Tag stark und die Leimfarben schimmeln schnell. So plant die Künstlerin für die beiden Ausstellungen in den Franckeschen Stiftungen in Halle und im Ziegenbalghaus in Tharangambadi zwei unterschiedliche Konzepte. In Deutschland sollen nur Malereien gezeigt werden, die aus dem Stipendium resultieren, während in Indien Arbeiten in Emaille bzw. Keramik angefertigt werden sollen. Unter dem Titel „Wundertütenbriefe“ hat die Künstlerin den Kontakt zwischen Kindern und Jugendlichen aus Halle und Tharangambadi hergestellt. Es wurden Pop-up-Briefe gebastelt mit deren Hilfe sich die Kinder etwas aus ihrem jeweiligen Leben berichten konnten. Der Austausch sollte zur gelebten Geschichte beitragen und, ähnlich wie bei der Sammlung in der Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen, Entdeckerfreude wecken. Insbesondere ging es der Künstlerin aber um die Kulturtechnik des Briefeschreibens. Was eigentlich nur als Kinderprojekt gedacht war, hat sich zu einem neuen künstlerischen Interesse weiterentwickelt. Christine Bergmann plant die Pop-up-Karten zu Pop-up-Büchern (Künstlerbücher als Einzelstück) weiterzuentwickeln, da ihr das Medium für die Verarbeitung von Reiseeindrücken, z. B. Häuser oder die überall anwesenden Haustiere besser geeignet erscheint. Auch hier wird zwischen einer deutschen und indischen Auflage unterschieden. Für die indische Version soll auf sogenanntes Steinpapier zurückgegriffen werden, dass hoher Luftfeuchtigkeit standhält. Christine Bergmann ist zudem mit den Menschen vor Ort über das Verhältnis von lokaler Tradition, Kunsthandwerk, und Kunst zu Industrialisierung/ Globalisierung in Architektur, Textilproduktion und zeitgenössischer Kunst ins Gespräch gekommen. Dazu trugen u. a. intensive Besuche der Künstlerkolonie Cholamandal, der Kunsthochschule Chennai und die vielen Busreisen über Land bei.



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