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natural – digital (AT) – Porzellanservice „FLORA“

Der Ausgangspunkt des Vorhabens war, die Vorteile des digitalen Entwurfs prozesses – geometrische Exaktheit und Komplexität, rasche Variantenvielfalt und Skalierungsmöglichkeiten – mit der traditionellen Herstellung im Schlickergussverfahren und dem damit verbundenen Formenbau in Gips, der feinste Strukturen abformen kann, zu kombinieren. Zu Beginn ihrer Arbeit beschäftigte sich Rosa Pause mit organischen Formen, die sie im digitalen Prozess veränderte, vereinfachte und interpretierte. Die digitale Darstellung in der Pflanzenwelt vorkommender Gestaltprinzipien stand im Mittelpunkt. Sie experimentierte spielerisch im 3D-Zeichenprogramm mit verschiedenen Grundformen, indem sie Körper kombinierte, skalierte, verzerrte. Die Vielfalt und Komplexität der Variationen brachte sie während des Formfindungsprozesses zu dem Entschluss, ein eher schlichtes, funktionales Service zu entwerfen, das auf stark vereinfachten organisch inspirierten Formen aufbaut. Es sollte ein dezentes Dekor als Relief in Form von Längsrillen auf unterschiedlichen Körpern sein. Das Grundprinzip ist an Blütenknospen oder Samenkapseln angelehnt; durch den Computer werden die in der Natur vorkommenden Unregelmäßigkeiten mathematisch exakt und vereinfacht interpretiert. Die bauchigen Grundformen erhalten durch die Segmentierung eine gleichmäßige Strukturierung, welche den Schwung der Form unterstreicht und die Außenfläche lebendig gestaltet. Alle Teile des Service haben unterschiedlich breite, an die Größe des jeweiligen Gefäßes angepasste konkave Rillen. Die durchgehend konsequente Gestaltung eint die einzelnen Bestandteile. Die handwerklich traditionelle Rotationssymmetrie wird beibehalten. Eine Kannelierung wäre analog sehr aufwändig. Sie ist mit CAD problemlos und exakt umzusetzen und rechtfertigt somit den computerbasierten Entwurf. Nach dem 3D-Druck der Modelle folgte der traditionelle Gipsformenbau und anschließend der Schlickerguss in Porzellan. Das entstandene Service zeichnet sich durch seine Funktionalität, ein bewegtes Licht- und Schattenspiel und eine angenehme Haptik aus. Die Oberfläche ist außen unglasiert (biskuit), und feingeschliffen, die matte Optik unterstützt dabei die klare Form. Innen glasiert wird eine Steigerung der Farbintensität sowie der typische Glanz erreicht. Dies ergibt einen interessanten Kontrast, der zusätzlich die Funktion der hygienischen Oberflächenversiegelung erfüllt. Nachdem jeder Prototyp zunächst in weißem Porzellan umgesetzt wurde und Größen und Proportionen überprüft werden konnte, führte die Keramikkünstlerin eine umfangreiche Versuchsreihe zur Einfärbung der Porzellanmasse durch. Die Farben sind aufeinander abgestimmt und ermöglichen eine individuelle Zusammenstellung des Geschirrs. Die Auswahl an kräftigen und zarten, kühlen und warmen Farbtönen lassen eine Vielzahl an kontrastreichen oder auch Ton-in-Ton-Kombinationen zu, je nach Belieben. Als Variation testete sie farbige Glasuren an den Bechern. Die Farbe sammelt sich dann in den Rillen und erscheint dunkler, an den Kanten ist sie hingegen sehr dünn und kaum zu sehen. Die Struktur wird hier eher durch die Nuancen der farbigen Glasur als durch Licht und Schatten sichtbar.



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