Loading...

Ordnung im Wissen – Zusammenfluss der Bestände

Im Rahmen des Arbeitsstipendiums entstand ein Künstlerbuch, das seine Inspiration aus den Inhalten der historischen Buchbestände der Marienbibliothek in Halle bezieht. Der Bestand der Bibliothek an ca. 30.000 Bänden aus dem 15. bis 18. Jahrhundert sollte aus einer anderen Perspektive erfahrbar gemacht werden. Die Marienbibliothek wird in der Regel von ihren Besuchern zu Forschungszwecken genutzt. Wie in solchen Bibliotheken üblich gibt es einen Lesesaal in welchen die Bücher von einer Bibliothekarin gebracht werden. Es ist nicht gestattet die Bücher alleine aus dem Regal zu entnehmen. So war die Künstlerin gezwungen herumzulaufen, um sich einen Überblick der Bestände machen zu können und die Gesamtheit der Marienbibliothek, mit ihrer großen Vielfältigkeit, zu erfassen. Dafür hat sie sich als Erstes mit den Räumlichkeiten und dem Ordnungssystems der Bibliothek beschäftigt. Durch Zufall stieß sie bei ihren Recherchen auf das Buch mit der Signatur Q3.116. Ein 2-seitiges Buch ohne Titelblatt und so auch ohne Autoren- und Veröffentlichungsangabe. Nur im Zettelkatalog findet sich ein Vermerk. „Ca. 1650“. Dieses Buch sollte der Ausgangspunkt ihrer Arbeit werden, um aus unterschiedlichen Büchern aus aus dem Bestand der Marienbibliothek in Halle Material zu sammeln, um dieses zu durchmischen und in einer künstlerischen Neuordnung darzustellen. Abbildungen, Ausschnitte, Zitate und Textabschnitte aus verschiedene Zeiten und Zusammenhängen wurden dazu visuell miteinander verbunden. Denksystem, Wissensbereich, Erfahrungsraum und Erwartungshorizont wurden gekippt und neu angeordnet. Zur Auswahl und Ordnung des Materials der Bestände wurden anhand des Buches mit der Signatur Q3.116 strenge Schemata entwickelt. Diese strukturierte und waagerechte bzw. senkrechte Herangehensweise spiegelt sich auch in der Form des Künstlerbuches wider. Während der Konzipierung des Schemas hatte die Künstlerin die visuelle Vorstellung einer vergitterten und verwebten Struktur. Die Struktur des Buches ist prinzipiell als ein Leporellofalz konstruiert. Zudem entsteht durch die Verwebung eine zusätzliche versteckte Seite ähnlich der Funktionsweise eines „Magic Wallet“. Es ist auch diese Verwebung und die daran gehefteten Blätter, welche eine Komplexität entstehen lassen, die der Künstlerin zur Gesamtheit einer Bibliothek passend erschien. Die durch das Schema ausgewählten Textabschnitte wurden von ihr dekonstruiert und ihrer Reihenfolge nach platziert. Die räumlich veränderbare Struktur des Buches ermöglicht eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten unter den Textbausteinen. Somit können die Textabschnitte miteinander in neue Beziehungen gesetzt, durchmischt und miteinander verbunden werden, und so das Bild der Marienbibliothek widergeben.



Bildergalerie »

Zurück zur Übersicht