Loading...

realexistierende Landschaften (Zeichnungen)

Das Buch „realexistierende Landschaften“, ein Gemeinschaftsprojekt der Grafikerin Sarah Deibele und des Schriftstellers Michael Spyra, vereint impressionistische Landschaftsgedichte und Zeichnungen.

Thema sind Orte in Sachsen-Anhalt – nicht die stark touristisch geprägten, sondern gewöhnliche. Manchmal reisten beide gemeinsam, manchmal einzeln zu halbvergessenen Flecken – Flüsse, Äcker, Dörfer, Seen und Wälder. Bei der Bild- bzw. Textfindung inspirierten sie sich gegenseitig: So spürte Sarah Deibele in Michael Spyras Worten den Ort auf oder der Schriftsteller beschrieb eine Landschaft, die er nur durch ihre Zeichnungen kannte. Am Schreibtisch bzw. im Atelier setzten sie die Eindrücke von den Ausflügen um, arbeiteten parallel an ihren inneren Spiegelungen der Landschaften.
Durch die Wirkmächtigkeit der Natur fühlte sich Sarah Deibele direkt vor Ort beim Zeichnen gehemmt, so dass ihre Arbeiten größtenteils im Atelier entstanden. Dabei stellte sich ihr die Frage: Ist es sinnvoll, die Zeichnungen in einem Buch zu reproduzieren? Was gewinnen, was verlieren sie, wenn nicht das Unikat im Mittelpunkt der Absicht steht? Ihr kam die Idee, verschiedene Zustände ihrer Zeichnungen festzuhalten, scannte die Blätter, zeichnete weiter, scannte sie und so fort. So können im Buch alle Zwischenzustände sichtbar gemacht und genutzt werden, um die Landschaft als Abfolge zu erzählen. Dieser Ablauf bestimmte schließlich von vornherein ihre Arbeit: Wie leer soll das Blatt beim ersten Zustand sein, was ist ein gültiger, der dennoch nicht fertig ist? Was erzählt der Ablauf? Wetterwechsel? Jahreszeiten? Wie viele Schichten sollen übereinandergelegt werden? Soll nur ergänzt oder auch weggenommen werden? Seit sie so arbeitete, begann sie ihre Zeichnungen vor Ort bei den Ausflügen, arbeitete sie im Atelier aus dem Gedächtnis weiter. So verband sie ihre gewohnte mit der neuen Arbeitsweise, z. B. bei dem Motiv zu „Entlang der Weide“.
Aber sie ging auch einen anderen Weg, z. B. zeichnete sie zu dem Gedicht „Der Hirtenstab“ ein Blatt, setzte die Überarbeitung aber nicht auf diesem Papier fort, sondern begann ein neues Blatt, experimentierte, wie genau sie das erste Blatt abzeichnen möchte und setzte dann das Motiv fort. So entstand eine Reihe.

Bei weiteren Versuchen erschloss sich ihr die Antwort auf die Frage: Was ist möglich, wenn Original und Abbildung im Buch weder in Größe noch im Seitenverhältnis deckungsgleich sind, ohne dass die Zeichnung verliert? Sie erzählte die Motivabfolge als Ausschnitte ein und derselben Zeichnung, zoomte in die dargestellte Landschaft hinein, „spazierte“ so darin weiter. Dies war z. B. bei „Die Hunderunde“ der entscheidende Ansatz.
Entstanden ist ein umfangreicher Dummy für das gemeinsame Kunstbuch. Das größte Kapitel sammelt Paare aus Zeichnungen und Text. In weiteren stehen Zeichnungen bzw. Gedichte für sich.

Das Stipendium hat schließlich auch die Arbeitsweise Sarah Deibeles bei Druckgrafiken beeinflusst: Im Digitalen entdeckte sie ihren Wunsch, den Prozess des Zeichnens einzufangen und als Erzählung zu nutzen. Auch in der Druckgrafik überführte sie dieses Prozesshafte ins Analoge: bearbeitete die Druckplatte, druckte ein gültiges Blatt, überarbeitete sie erneut, druckte und so fort. Sie variierte außerdem Papierfarbe, Druckfarbe, kombinierte die Tiefdrucktechnik à la poupée und Chine-collé, mit der auf besonders feine Papiere gedruckt wird. Das Ergebnis ist eine Unikatdruckserie von Radierungen.



Bildergalerie »

Zurück zur Übersicht