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„Ungewöhnlich für einen Künstler“ – Interview mit Lutz Grumbach und Rolf Müller

Der Grafiker Lutz Grumbach und der Maler Rolf Müller haben die Ausstellung „Harald Döring – Malerei, Zeichnungen“ möglich gemacht. Eineinhalb Jahre lang beschäftigte sie diese Aufgabe; sie sichteten eine Vielzahl an Werken Dörings, von denen sie einige selbst noch nicht kannten. Sie wählten aus, reisten umher, organisierten Transporte und wandten sich so ihrem 1997 verstorbenen Künstlerkollegen noch einmal intensiv zu.

 

Kunststiftung: Warum haben Sie jetzt, 23 Jahre nach Dörings Tod, diese Ausstellung in Angriff genommen?

R. Müller: Geplant hatten wir sie schon sehr lange. Wir wollten diesen großartigen Künstler würdigen, seiner Qualität entsprechend, was unserer Meinung nach bisher zu wenig passiert ist. Und wir sind Harald Döring durch Freundschaft, Gemeinschaft und das gemeinsame Studium verbunden. Jetzt haben wir durch die Kunststiftung die Gelegenheit zur Ausstellung und zur Erarbeitung des umfangreichen Kataloges bekommen.

 

Wo haben Sie seine Bilder gefunden?

L. Grumbach: Wir besitzen beide viele Bilder von Döring. Dann haben wir zwei Brüder von Harald Döring gefunden, die heute bei Lübeck leben und frühe Bilder von ihm besitzen und die wir selbst nicht kannten. Neun davon sind in der Ausstellung zu sehen.

R. Müller: Wir sind den beiden sehr dankbar für ihr Vertrauen. Immerhin kannten sie uns nicht und haben uns trotzdem die Bilder geliehen.

L. Grumbach: Die meisten der ausgestellten Arbeiten stammen aus Privatbesitz.

 

Wie haben Sie Harald Döring kennengelernt?

R. Müller: Ich war mit ihm zusammen Student bei Willi Sitte, kennengelernt habe ich ihn bei der Aufnahmeprüfung 1965.

L. Grumbach: Zu dieser Zeit hatte ich nur noch ein Jahr zu studieren. Aber als er sich um den Platz bei Willi Sitte bewarb, rief der mich  zu sich und zeigte mir zehn von Dörings Bewerbungsbildern. So habe ich von ihm erfahren.

 

Waren Sie befreundet?

R. Müller: Nach dem Studium nicht mehr. Wir waren menschlich zu verschieden. Außerdem bin ich in Halle geblieben, Döring ging nach Berlin.

L. Grumbach: Wir waren bis zum Schluss befreundet; er hatte so viele Vorschläge und Ideen!

 

Was war er für ein Mensch?

L. Grumbach: Er war ein Maler mit einer sehr hohen Bildung, einem großen Kunstverständnis und großem Wissen. Fast ungewöhnlich für einen Künstler. Er war konsequent in seiner Haltung und hat sein Künstlerleben bis zum Schluss gelebt. Ein kluger, wissbegieriger, exaltierter und hochgebildeter Mann.

 

Welchen Zeitraum umfassen die von Ihnen in Ausstellung und Katalog erfassten Werke?

Aus den frühen Jahren, den 60ern, bis wenige Jahre vor seinem Tod. Das letzte der Bilder stammt von 1992. Danach sind zwar noch Bilder entstanden, aber die haben wir nicht gefunden. Es gibt kein Werksverzeichnis von ihm.

 

Wann wurde Harald Döring das letzte Mal ausgestellt?

R. Müller: Die letzten Personalausstellungen fanden 1986 in der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle – Galerie Roter Turm, im Staatlichen Museum Schwerin und in der Burggalerie Halle – statt.

Harald Döring (1941 - 1997) l Parklandschaft Langenstein l 1974 l DDR-Kunst l 120 x 140 cm l Öl auf Hartfaser l Bezeichnet: u. r.: Döring 74 l

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