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Wie geht es den Menschen in Indien zur Zeit?

Das wollten wir von Jasmin Eppert wissen. Sie ist Kuratorin des Ziegenbalg-Hauses in Tharangambadi, ehemals Tranquebar. In dem einstigen Wohnhaus Ziegenbalgs ist ein Museum für den interkulturellen Dialog zwischen Indien und Europa entstanden, der vor über 300 Jahren seinen Anfang nahm: 1706 ließen sich die lutherischen Missionare Bartholomäus Ziegenbalg und Heinrich Plüschau dort in Südindien nieder.

 

Bartholomäus Ziegenbalg und seine Frau Maria Dorothea nutzten das Grundstück für persönliche Zwecke, bevor es 1731 in den Besitz der Dänisch-Halleschen Mission überführt wurde und Teil eines umfangreichen Missions- und Bildungscampus‘ wurde. Daraus entstanden die Ziegenbalgschen Plätze, auf denen auch heute noch neben dem Museum eine Schule unter lutherischer Trägerschaft betrieben wird. Das Museum ist ein Gemeinschaftsprojekt der Franckeschen Stiftungen in Halle und der Tamilisch Evangelisch-Lutherischen Kirche sowie vieler weiterer Partner. Es ist seit dem 15. Juli 2017 für eine breite Besucherschaft geöffnet.

 

Frau Eppert, was ist Ihre Aufgabe als Kuratorin im Ziegenbalg-Haus?

Ich leite die Mitarbeiter im Museum an, kuratiere die Ausstellungen, kümmere mich um die Sicherheit der Ausstellungsprojekte, plane neue Projekte, formuliere Förderanträge, treffe finanzielle Absprachen mit der Trägerkirche. Das ist das wichtigste.

Sie leben in Indien?

Ja, seit 2016. Ich habe eine schöne Zwei-Zimmer-Wohnung in einem Mehrfamilienhaus, mit großer Veranda, direkt am Meer.

Aber im Moment sind Sie in Deutschland?

Ja, ich habe an einer Konferenz hier teilgenommen und bin nicht mehr zurückgekommen. Mein Auslands-Visum hätte eine Rückkehr trotz der Schließung der indischen Grenze zwar möglich gemacht, aber es gingen keine Flugzeuge mehr dahin. Jetzt verbringe ich die Tage in Südbrandenburg bei meiner Mutter. Das ist auch schön.

Das Museum in Tharangambadi ist sicher geschlossen?

Ja, laut offizieller Regelung bis 3. Mai. Aber dort gibt es häufig Ad-hoc-Aussagen von einem Tag auf den anderen, daher weiß ich nicht, ob wir danach wieder öffnen dürfen.

Wie geht es den Menschen in Indien gerade?

Bis 3. Mai herrscht dort Ausgangssperre. Die Gesamtsituation ist so, dass es für die Mittelschicht mit verlässlichem Einkommen okay ist, eigentlich nicht anders als bei uns. Schwierig ist es für Leute ohne ein festes Einkommen. Sie haben oft kein eigenes Konto, und sie kommen deshalb nicht an Unterstützung ran. Und da sie keine Rücklagen haben, ist die Situation tatsächlich schwierig.

Gibt es regionale Unterschiede?

Ja, Indien ist ein föderaler Staat. Der Süden, wo ich lebe, ist relativ einkommensreich und hat eine starke Agrarwirtschaft. Die Armutsbekämpfung funktioniert gut. Aber auch hier gibt es einzelne Bevölkerungsgruppen, Volksstämme, die aus dem Raster fallen, für die ist es schwer. Zwar gibt es NGOs, die sich dieser Menschen annehmen, aber auch diese Organisationen können ja im Moment nur eingeschränkt arbeiten.

Und wie geht es Ihren Mitarbeitern?

Sie können gehören zur unteren Mittelschicht und können sich noch über Wasser halten. Ein Monat ohne Einkommen ist gerade so verkraftbar für sie.

 

Die Kunststiftung wünscht Jasmin Eppert und Ihren Mitarbeitern, dass sie die Zeit gut überstehen! Und dass eines Tages doch noch die während ihres Aufenthaltes entstandenen Arbeiten unserer beiden Stipendiaten Christine Bergmann und Stefan Schwarzer im Museum ausgestellt werden können!

Jasmin Eppert und ihr Team im Ziegenbalg-Museum. Foto: privat

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