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Anna Helm – Träume als Bücher

Drei Bücher zum Thema Traum gestaltete die Buchkünstlerin Anna Helm meisterlich in Grafik, Typographie und Buchbinden. Wesentlich waren für sie die Spannung und die Wechselwirkungen, die zwischen diesen Polen entstehen.
Die Bücher wenden sich dem Alb-, Tag- und Nachttraum zu. Dürers Albtraum von 1525, den er in Wort und Bild festhielt, setzte sie in „Böses Wasser“ um. Der Text beschreibt in einfachen, eindrücklichen Worten das schlimme Erlebnis, in dem Wassermassen von überall hereinstürzen und den Autor, aber auch die Ordnung der Dinge und das gesamte Leben auszulöschen drohen. Auf halbsternförmig gefalzte Stege sind fünf Bögen aus Löschpapier geheftet. Diese, von Hand mit Wasserfarben eingefärbt, haben von Bogen zu Bogen eine intensivere, unruhigere Farbigkeit. Der Text ist im Laserschnitt in die Bögen geschnitten. Ganz im Gegensatz dazu ist die Wirkung des „Sommertagstraum“ betitelten Büchleins. In einem von Anna Helm verfassten Gedicht reihen sich assoziativ Stimmungen und Erlebnisse einer wunderbaren Zeit im Gebirge aneinander und fügen sich zu einem sorglosen Tagtraum. Der auf Transparentpapier gedruckte Text ist originalgrafisch unterlegt mit horizontalen Linien in sommerlichen Farben. Rainer Maria Rilkes phantastisches Prosastück „Der siebente Traum“ bebilderte die Rechtshänderin Anna Helm mit der linken Hand. Die Grafiken, eine Abfolge von fantastisch-unlogischen Traumformen, sind auf Transparentpapier gedruckt. Liegen sie aufeinander, durchdringen sie sich optisch. Die Textseiten, gedruckt auf schmale Streifen in zarten Farben, scheinen durch sie hindurch.
„Das Ende der Eulen“ beinhaltet sechs Gedichte von Hans Magnus Enzensberger, die sich mit der Zerstörung der Natur und unserem Umgang mit der Welt befassen. Sehr großflächige Seiten aus transparentem PP sind im Digitaldruck deckend in weiß (Grafiken) und schwarz (Gedichte) bedruckt. Da das Vorsatzblatt vorne schwarz und hinten gelb ist, scheinen mit dem Blättern immer neue Kontraste und Überschneidungen auf.

 

vita

1972 geboren in München
1992–2000 Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Fachbereich Buch und Einband
1997–1999 Gaststudium am Roehampton College in London Studiengang Bookbinding and Calligraphy
2000 Gründung des Ateliers für Buchkunst in Halle (Saale)
seit 2003 Lektorate in Deutsch und Englisch für Fachbücher (Kunst und Design)
2004 Gründung der Edition Helm
seit 2005 Mitglied im Bayrischen Kunstgewerbeverein BKV, München
seit 2006 Edition Helm auf der Frankfurter Buchmesse
seit 2015 Mitglied im Künstlerverein 188 e.V., im Vorstand seit 2020
lebt und arbeitet in Halle (Saale)

Ausstellungen u. a. in Tirol (Italien), Lugano, Brüssel, Wien, Oslo, Vesoul (Frankreich)

Anna Helm, Der siebente Traum 1, 2017

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