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Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

Unter den Mitgliedern der weltweit ältesten ununterbrochen existierenden naturwissenschaftlich-medizinischen Akademiesind mehr als 170 Nobelpreisträger

Altehrwürdig – eine bessere Charakterisierung für die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina gibt es kaum. Weltweit ist sie die älteste ununterbrochen existierende naturwissenschaftlich-medizinische Akademie. Bis zum Jahr 2008 hieß sie übrigens Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina. Noch früher, bei ihrer Gründung 1652 durch vier Ärzte in der Freien Reichsstadt Schweinfurt, lautete der Name Academie Naturae Curiosorium. Ziel der Gründung waren sowohl die Vertiefung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse als auch die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Forschern selbst. Ihren Sitz hat die Akademie seit 1878 in Halle; während der NS-Zeit kam es auch hier zu Verwerfungen, während sie sich zu DDR-Zeiten ihre Unabhängigkeit bewahren konnte. Nach der Wiedervereinigung erhielt sie den Status eines eingetragenen Vereins.

Mitglied in der Leopoldina kann nur werden, wer von anderen profilierten Wissenschaftlern und Gelehrten vorgeschlagen und anschließend nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren vom Präsidium gewählt wird – was einer hohen Auszeichnung gleichkommt! Mehr als 7000 Ernennungen gibt es bereits, dazu gehören beispielsweise Marie Curie, Charles Darwin, Albert Einstein, Johann Wolfgang von Goethe oder Alexander von Humboldt. Den Nobelpreis haben bereits mehr als 170 Mitglieder erhalten. Die Zahl der derzeitigen Mitglieder beläuft sich auf 1500 – aus 30 Ländern.

Natürlich verfügt eine Einrichtung mit solcher Historie über eine eindrucksvolle Bibliothek. Sie wurde einst 1731 in Nürnberg gegründet und verfügt heute über 260 000 Bände, Monographien und Zeitschriften aus Naturwissenschaft und Medizin! Und das Archiv erst! Als eines der ältesten Akademiearchive der Welt verfügt es über etwa 1700 laufende Meter an Unterlagen aus über 350 Jahren. So findet sich zum Beispiel der handschriftliche Lebenslauf Albert Einsteins im Bestand aus Matrikel- und Protokollbüchern, Lebensläufen, Schriftenverzeichnissen und Mitgliederporträts. Nachlässe von bedeutenden Persönlichkeiten, mehr als 10 000 Fotografien sowie Gemälde, Zeichnungen und Medaillen gehören ebenfalls zur Sammlung.

Zu den Aufgaben der Akademie gehört die wissenschaftliche Beratung von Politik und Gesellschaft zu aktuellen Fragen; aktuell beispielsweise zur Corona-Pandemie oder zum Klimawandel, zur Energiewende oder zur Genomchirurgie. Auf dem internationalen Austausch zu diesen Themen liegt ein weiterer Fokus der Leopoldina, unter anderem durch gemeinsame Symposien oder Stellungnahmen mit Akademien anderer Länder. So geben die jeweiligen nationalen Wissenschaftsakademien jährlich im Vorfeld der G7- und G20-Gipfeltreffen Empfehlungen zur Lösung wichtiger Fragen an die Staatsoberhäupter.

Nicht zuletzt trägt die Leopoldina durch die Vergabe von Medaillen und Preisen zur Würdigung herausragender wissenschaftlicher Leistungen wie zum Beispiel Lebenswerk, bedeutende Entdeckungen oder Forschungsleistungen bei. Herausragend dabei ist der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis, dotiert mit 50 000 Euro, der aller zwei Jahre mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft verliehen wird.

Bevor übrigens die Leopoldina 1878 ihren festen Platz in Halle nahm, war es üblich, den Sitz mit dem Wohnort des jeweiligen Präsidenten zu wechseln. Welcher Aufwand! In der Saalestadt wurde der neue Hauptsitz am Jägerberg im Jahr 2012 bezogen. Und in was für einem repräsentativen Gebäude! Errichtet im 17. Jahrhundert von Herzog August von Sachsen als Jagdhaus und gut 100 Jahre später von der Freimaurerloge „Zu den drei Degen“ als Ort der Kultur gekauft. Während der NS-Zeit musste die Loge Haus und Grundstück an die Stadt Halle übertragen; nach Ende des Krieges zog die sowjetische Militäradministration dort ein. Als „Tschernischewskii-Haus“ – ein russischer Philosoph und Schriftsteller – firmierte das Haus als Hörsaalgebäude der Universität, bis die Rechtsnachfolgerin der Freimaurerloge, die gemeinnützige Weltkugelstiftung, das Anwesen rückübertragen wurde. Von ihr erwarb die Leopoldina die imposante Immobilie im Jahr 2009. Oben auf dem Jägerberg, gegenüber der Moritzburg, thront sie seit ihrer denkmalgerechten Sanierung in strahlendem Weiß über der Stadt.

Das Leopoldina-Hauptgebäude wurde im 17. Jahrhundert erbaut ( Foto: Markus Scholz für die Leopoldina)

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