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Reise durch Raum und Zeit – Hallesche Künstler auf Spurensuche in Indien

Ausstellung:
„Mission Ziegenbalg – Christine Bergmann und Stefan Schwarzer auf Spurensuche in Tharangambadi“; 3. Juli 2020 bis 16. August 2020, dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, Historisches Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen, Franckeplatz 1, 06110 Halle

 

Den Missionar Bartholomäus Ziegenbalg kennen in Deutschland nur wenige, obgleich er einen wahren Fundus an Wissen hinterlassen hat: Die „Halleschen Berichte“, 188 an der Zahl und vollständig archiviert in den Franckeschen Stiftungen, berichten vom Leben in Indien; Tagebucheintragungen finden sich darin, Abhandlungen, statistischte Größen, Briefe, Nachrufe. Vor 300 Jahren reiste der Missionar, ein Student August Hermann Franckes, nach Südindien. In den 13 Jahren, die er im damaligen Tranquebar bis zu seinem Tod verbrachte, übersetzte er das Neue Testament und Teile des Alten ins Tamilische, sorgte für den Druck der „Tranquebar-Bibel“ auf einer halleschen Druckmaschine; er gründete Schulen für Jungen und Mädchen, ein Kinderheim und die erste evangelisch-lutherisch-tamilische Gemeinde. Auch der Bau der Kirche „Neu-Jerusalem“ ist ihm zu verdanken. Kein Wunder also, dass der Missionar auch im heutigen Tharangambadi wohlbekannt ist: Der Ort ist geprägt von ihm, Monumente und Statuen erinnern an ihn. In Indien ist er eine Art Volksheld, auch unter Hindus und Muslimen.
Die beiden Künstler Christine Bergmann und Stefan Schwarzer aus Halle sind im vergangenen Jahr für zwei Monate nach Tharangambadi gereist, um Ziegenbalg an der Stätte seines Wirkens nachzuspüren und ihre Erfahrungen künstlerisch zu verarbeiten. Christine Bergmann bereiste kulturelle Stätten und besuchte die Mädchenschule mit 1500 Schülerinnen – Porträts von Kindern sind denn auch der Schwerpunkt in ihren Malereien. 19 zumeist hochformatige Bilder in leuchtender Farbigkeit sind nach ihrer Reise entstanden – in Indien selbst konnte sie mit Papier und den von ihr bevorzugten Leimfarben nicht arbeiten, die klimatischen Bedingungen wie Hitze und Luftfeuchtigkeit sprachen dagegen. Entstanden sind stattdessen mehr als 2000 Fotografien, nach denen sie arbeitete und die zusammen mit den Malereien in der Ausstellung gezeigt werden.
Stefan Schwarzer wiederum hatte es vor allem die Architektur angetan. Tempel und Wohnhäuser in ihrer Farbigkeit, mit reicher Ornamentik, Symbolik und Farbenwelt zeichnete er mit Buntstiften nach, verfremdete und collagierte. Seine Arbeiten sind zum Teil vor Ort entstanden, andere in Halle. Ebenso wie Bartholomäus Ziegenbalg kam Stefan Schwarzer aber auch mit den Einwohnern ins Gespräch und befragte sie analog zu den Niederschriften des Missionars nach ihrem Leben. Die kurzen Interviews und viele seiner Zeichnungen sind in dem Künstlerbuch „Tharangambadi Reports“ im Verlag der Franckeschen Stiftungen erschienen. In der aktuellen Ausstellung werden die Zeichnungen des Künstlers gezeigt. Im „Hindu Temple“ genannten Teil besticht eine Fülle an Ornamentik, Farben und Formen, die er in einem langen, meditativen Prozess gzeichnet hat. In „Tamil Houses“ wiederum hat Schwarzer aus Fragmenten seiner Zeichnungen ein riesiges Buntstiftwandbild entwickelt und dieses kombiniert mit ausgewählten Zeichnungen seiner Reise.
Im Begleitprogramm zur Ausstellung werden Christine Bergmann am 8. Juli und Stefan Schwarzer am 15. Juli, jeweils 18 Uhr, im Artist-Talk mit der Kuratorin des Ziegenbalg-Museums in Tharangambadi über ihre Erlebnisse in Indien sprechen.
Im Rahmen des Ausstellungsbesuches können auch der Indienschrank, die Kunst- und Naturalienkammer sowie das Francke- und das Pietismuskabinett angeschaut werden.
Der Aufenthalt der beiden halleschen Künstler in Südindien wurde ermöglicht durch ein Arbeitsstipendium, das die Kunststiftung Sachsen-Anhalt in Kooperation mit den Franckeschen Stiftungen und dem Ziegenbalghaus Tharangambadi erstmals vergeben hat.
Christine Bergmann

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