Karin Böhme

Die Fotografin hat 1994 das Quellhaus, die ehemalige Produktionshalle und einen Teil des ehemaligen Kurparks von Bad Neuragoczy erworben, um die Anlage künstlerisch zu nutzen. Inzwischen ist das Objekt weitgehend saniert. Bei der Eröffnung einer Kabinettausstellung im Quellhaus kam es zu einer zufälligen Begegnung mit Horst Unthan. In einer immersiven Kunstinstallation haben die Besucher und Besucherinnen des Ortes die Gelegenheit erhalten, dessen Lebensgeschichte, die Geschichte der Badekultur in Neuragoczy und die Geschichte der analogen und digitalen Fotografie kennenzulernen. Stilmittel der multimedialen Erzählung ist ein Arrangement aus Fotografie, Videografie, Lichtmalerei, Chemogramm, Fotogramm, Fotobatik und 3D-Rendering. Horst Unthan berichtet in der 360-Grad-Installation u. a. von seiner Kindheit in der Mineralwasserfabrik von 1937 bis 1956. Seine Schilderungen zum damaligen Alltag wurden mit animierten Comic-Skizzen untermalt und alte Schwarz-Weiß-Fotografien coloriert. Nach und nach fühlt sich der Raum mit den Erinnerungen des Herrn Unthan und die Bilderwelten werden durch akustische Reize verstärkt. Die Künstlerin verwendete das Stipendium auf die Entwicklung der individuellen Bearbeitungs- und Installationsmethoden für die Gesamtinstallation im ehemaligen Produktionsraum der Mineralwasserfabrik. Thematisch bezog sich das Projekt auch auf die Geschichte des Ortes, welcher seine Existenz und seinen Namen den salzhaltigen Quellen verdankt. Darüber hinaus reflektierte die Künstlerin die gegenwärtige Entwicklung der Menschen im ländlichen Raum.