Michael Spyra

Das Buch „realexistierende Landschaften“, ein Gemeinschaftsprojekt der Grafikerin Sarah Deibele und des Schriftstellers Michael Spyra, vereint impressionistische Landschaftsgedichte und Zeichnungen. Thema sind Orte in Sachsen-Anhalt – nicht die stark touristisch geprägten, sondern gewöhnliche. Manchmal reisten beide gemeinsam, manchmal einzeln zu halbvergessenen Orten. Ziele ihrer Exkursionen waren z. B. die Talsperre in Wippra, der Arendsee, die Elbe bei Coswig oder die Absturzstelle eines Kleinflugzeugs hinter Neckendorf. Bei der Bild- bzw. Textfindung inspirierten sie sich gegenseitig: So spürte Sarah Deibele in Michael Spyras Worten den Ort auf oder der Schriftsteller beschrieb eine Landschaft, die er nur durch ihre Zeichnungen kannte. Am Schreibtisch bzw. im Atelier setzten sie die Eindrücke von den Ausflügen um, arbeiteten parallel an ihren inneren Spiegelungen der Landschaften. Während der Ausflüge sammelte Michael Spyra Notizen als Grundlage für neue Texte. Die Wechselwirkung von Landschaft und Literatur, die Genese vom Eindruck zum Ausdruck und die Überbrückung von außen nach innen waren Wesen und Kern seines Schaffens im Arbeitsstipendium. Gesehene und erlebte Landschaft konservierte und veranschaulichte er literarisch. Deutungen und Interpretationen versuchte er zu vermeiden. Da die Wahl von Form und Sprache aber immer subjektiv ist, bleibt immer ein persönlicher Rest in den Arbeiten. Als bemerkenswert erscheint es dem Schriftsteller, welchen Einfluss der zeitliche Faktor auf seine Werke hatte: Mit jeder vergangenen Stunde jenseits der Landschaft wuchs für ihn die Bedeutung des Textes gegenüber der Natur – die Erinnerung begann das Tatsächliche zu überschreiben.