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Roland Köhler

Installationskünstler

Arbeitsstipendium
Januar – Juni 2011

Friss oder Stirb

Roland Köhlers künstlerische Arbeit ist inspiriert von leerstehenden Häusern und deren Abbruch. Er entfernt Dinge aus ihrem Kontext und verarbeitet sie unter neuen Verweisen weiter. So auch in den drei Arbeiten, die während seines Stipendiums entstanden sind. 
Für das Objekt „Tier im Zwischenraum“ errichtete er aus alten MDF-Platten und Vollholzplättchen einen Korpus, der durch die rötliche Färbung des Mahagonie-, Meranti- und Elsbeere-Holzes an eine gewöhnliche Backsteinmauer erinnert. Entstanden ist ein absurd winziger Raum mit einem Grundriss von 77x42 cm und einer Höhe von ca. 2,1 Metern. Die 56 cm schmale und 1,90 m hohe Tür, die den Raum verschließt, ist eine ehemalige Küchentür und stammt aus einem Eckhaus der Nachbarschaft, das inzwischen abgerissen ist. Aus dem Inneren sind Tierstimmen zu hören, aufgenommen im Hallenser Zoo. Mit seiner Installation nimmt Roland Köhler direkt Bezug auf die Arbeit „Silent Factory“ des Niederländers Mark Manders, einem von ihm hoch geachteten Künstler.
Der „Futtertrog“, ein Fundstück aus einer leerstehenden Fabrik, tritt dem Betrachter mit schallender Ironie entgegen. Seine Präsentation im Innenraum führt den eigentlichen Zweck ad absurdum – kein Tier wird durch seinen Inhalt genährt werden. Die Oberfläche des Troges ist abgebeizt und geschliffen, das innere mit Schaumstoff und feinem Leim gepolstert. Das weich gebettete Futter (Dinkel) im groben Gegenstand soll zugleich daran erinnern, dass Tiere in hohen Gebirgslagen verhungern können. Neben dem Trog hängt ein scheinbar alltägliches Arbeitsgerät, dessen Nutzen sich dem Betrachter jedoch nicht erschließt. Die „Tiermastschule“ bewegt sich in einem ähnlichen Themenkreis. Ein grüner Bretterverschlag auf Holzbeinen mit einer scheinbar ins Innere führenden Treppe. Das Objekt kommt zunächst anheimelnd und komisch daher, entpuppt sich jedoch als durchaus brutal: Das durch ein Gitter im Inneren zu sehende Tier wird allein zum Mästen in diesem Stall gehalten. Mit der „Tiermastschule“ thematisiert Roland Köhler die industrialisierte Tierhaltung zum menschlichen Nahrungsgewinn.

Vita
1977 in Nördlingen geboren | 1994–1997 Ausbildung zum Tischler | 2001–2009 Studium der freien Kunst, Studiengang Malerei, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle | lebt und arbeitet in Halle (Saale)