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Rolf Müller

Maler und Grafiker

Internationales Arbeitsstipendium: Armenien
Oktober 2015

Land der Steine

Das Gebirgsland Armenien ist von Stein geprägt: Etwa 90 Prozent der Landesfläche liegen mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel, spektakuläre Felsformationen bestimmen die Landschaft. Prähistorische Zeichen erzählen von einer reichen Geschichte: Petroglyphen aus der Vorzeit, urartäische Inschriften und Chatschkare (Gedächtnissteine der Armenischen Kirche). Mit dem Ziel einer bildhaften Annäherung an die Dichtung Armeniens begab sich Rolf Müller auf eine Expedition nach Vorderasien. Er folgte dabei den Spuren des Zeichners Heinrich Theodor Wehle, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts gemeinsam mit Wissenschaftlern zur Erkundung von Bodenschätzen im kaukasischen Raum aufgebrochen war. Müller beschäftigte sich unter anderem mit den Texten des Dichters und Übersetzers Hakob Movses. Der steinigen Landschaft zum Trotz begegneten ihm dabei immer wieder Assoziationen mit dem Meer; beeinflusst durch den vermeintlichen Fund der versteinerten Arche Noah auf dem Berg Ararat. Während seiner Reise führt Müller ein Skizzenbuch und sammelt darin alles, was ihm auffällt, was ihn bewegt. Wie in einem Tagebuch entstehen einzelne Blätter, auf denen spontane Eindrücke frei und assoziativ zusammen kommen. Ihn reizt vor allem das Armenien der einfachen Leute, außerhalb der Stadt, wo sie ihr Land bestellen und dem steinigen Boden seine Früchte abringen. Müller wandert durchs Gebirge und begegnet Menschen in einer noch unverdorbenen, geradezu archaischen Landschaft. Sie inspirieren ihn, seine farbigen und grafischen Blätter zeugen vom Selbstbewusstsein und der Kraft des Volkes, seiner ganz eigenen Lebendigkeit und seiner Fantasie. Nach der Rückkehr entsteht außerdem eine Reihe von größeren Pastellen, die wie eine Chronik zu lesen ist: Sie beginnt mit dem Motiv der Petroglyphen und führt über zehn Motive bis in unsere Zeit. Mit seinen Arbeiten möchte der Künstler zu einem tieferen Verständnis für das Land und dessen Kultur beitragen. 

Vita
1941 in Sachsendorf (Thüringen) geboren | 1959–1963 Studium Germanistik und Kunsterziehung an der Karl-Marx-Universität Leipzig | 1965–1970 Studium Angewandte Kunst/Malerei an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle | ab 1994 Professor für Kunsterziehung an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle | ab 2000 Gastprofessur in Hanoi – Academy of Art and Design | ab 2002 Gastvorlesungen an der Tianjin Academy of Fine Arts in der Volksrepublik China | seit 2006 freischaffend tätig | lebt und arbeitet in Halle (Saale)