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Bastarde

Die unglaubliche Masse an Produkten, die alle einen Zweck erfüllen, fast gleich aussehen und mit einer geplanten Obsolenz ausgestattet sind, brachte Till Ronacher zu Überlegungen über diese Vielfalt. 200 Waschmaschinenmodelle fand er allein bei einem Versandhändler. Was soll der Mensch damit? Wie kam es soweit?

Ursprünglich hatte jedes Produkt einen Nutzwert, der die Lebensqualität erhöhte, die Produktionsprozesse vereinfachte. Seine Funktion war dem Menschen angepasst. Sind alle einfachen Bedürfnisse befriedigt, werden die Produkte mit einem Zusatznutzen, mit einem Mehrwert ausgestattet. Sie müssen sich gegen Geld eintauschen lassen, Profit abwerfen. Das Einzelprodukt wird damit zur Metapher eines von den Bedürfnissen sich immer stärker entfremdenden Produktionssystems, das sich mehr und mehr beschleunigt und wegen der Digitalisierung in seinem abstrakten Funktionieren nicht mehr durchschaubar ist. Letztlich geht es nun hauptsächlich darum, das Produktionssystem am Laufen zu halten. Es gewinnt dadurch Macht über den Menschen, verselbstständigt sich. Nur mehr am Rande geht es um die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse.

Um die Verselbstständigung deutlich zu machen, hat Till Ronacher die Produkte zu Wesen werden lassen, die ein Eigenleben führen, fern jedes Zwecks und Nutzens. Am Beispiel von uns vertrauten, aber kaum beachteten Haushaltsgeräten wie Toaster, Wasserkocher und Standmixer spielte er eine Welt durch, in der die Produkte zu eigenständigen Wesen werden, sich miteinander kreuzen und vermehren. Der Mensch als Selektierender fällt weg – diese Wesen existieren funktionslos und nur sich selbst genügend in einer utopischen Welt.

Ines Engelmann, Kuratorin



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