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Athena Lemnia – Annekathrin Pohle: Spiegel

Annekathrin Pohle: Ovaler Wandspiegel

Schmuck als Identitätssymbol und Vermittler zwischen Person und Umwelt: Annekathrin Pohle wollte einen Beitrag zur Flüchtlingsdebatte leisten und „Statement-Schmuckstücke“ erschaffen, die auf den persönlichen Migrationshintergrund von Sachsen-Anhaltern und anderen Deutschen anspielt. Dabei bewegten die Schmuckkünstlerin viele Fragen: Ist es stigmatisierend oder identitätsstiftend, sich als Wirtschaftsflüchtling oder Flüchtlingsnachkomme in zweiter oder dritter Generation erkennen zu geben? Gibt es überhaupt noch Unterschiede zwischen den Menschen angesichts der vielfältigen Wanderbewegungen der Menschheit?

Aus diesen Fragen heraus und ihren Recherchen dazu ist auch der Wandspiegel entstanden. Durch den Einsatz von Spiegelglas oder spiegelnden Porzellanoberflächen wollte Annekathrin Pohle eine weitere Wahrnehmungsebene eröffnen. Zum einen sieht der Betrachter die Attribute des Schmuckstücks in persönlicher Verbindung mit dem Träger. Zum anderen aber spiegelt sich der Betrachter selbst im Rahmen dieser Attribute. Da die Spiegel farbig sind, sieht sich das Gegenüber in unterschiedlichen Schattierungen als Summe von Teilen entweder unterschiedlicher Eigenart oder unterschiedlicher geografischer Herkunft.

Bei dem ovalen Wandspiegel handelt es sich um eine Collage von Antikspiegelgläsern mit verschiedenen Farbtönen, eingefasst in einen hölzernen Rahmen. Die Einzelteile sind auf- und nebeneinander angebracht.

 

Den Spiegel trägt die Büste der Athena Lemnia, röm. Marmorkopie nach Original des Phidias um 450 v. Chr., Bologna, Museo Civico (Gipsabguss)

Athena oder auch Athene ist, zumindest für die Griechen, der „Star“ unter den Göttern des Olymps. Somit wurde sie nicht nur zur Schutzgöttin der griechischen Hauptstadt Athen, sondern, wie unschwer zu erkennen, auch zu ihrer Namensgeberin. Von weither sichtbar thront auf der Akropolis von Athen der Tempel Parthenon. Das zu Deutsch Jungfrauengemach wurde der Pallas Athena Parthenos zu Ehren von den Griechen errichtet und gilt als das als bedeutendste Heiligtum der Göttin.

Athena ist eine Tochter des Zeus, die dieser mit seiner Geliebten Metis gezeugt hatte. Leider war es Metis nicht vergönnt, der Geburt ihrer Tochter beizuwohnen. Zeus nämlich war prophezeit worden, dass Metis nach Athena einen Sohn gebären würde, der ihn, den Göttervater, seiner Herrschaft berauben würde. Somit tötete Zeus die schwangere Metis vorsorglich und trug Athena schlichtweg selbst aus.

Es gibt wohl wenig spektakulärere Geburten als die der Athene. Hephaistos als Geburtshelfer spaltete mit einer Doppelaxt den Kopf vom Herrscher des Olymps, und heraus sprang, fix und fertig, die schon erwachsene Göttin Athena. Und das mit voller Bekleidung ihrer goldenen Rüstung! Dies mag vielleicht der Grund sein, warum sie Zeus´ Lieblingstochter wurde.

Unter den Göttern des Olymps nimmt Athena nicht nur dadurch eine Sonderstellung ein, sondern auch durch einen selbstgewählten Zölibat, zu dem sich die Jungfrau verpflichtete und den sie Zeit ihres unsterblichen Lebens standhaft wider jede noch so listige Verführungsversuche verteidigte.

Apropos : Es war die „helläugige Athene, die schreckliche, Kämpfe erregende Heerführerin und unbesiegliche Herrin, der Kampflärm gefällt und Kriege und Schlachten”, wie der Gelehrte Hesiod zu berichten wusste. Wer sollte es ihr bei ihrer Vorgeschichte verdenken. Athene wurde fortan als Beschützerin in diversen Lebenslagen angerufen.

Doch auch Tugenden wie Weisheit – Athena galt als die Klügste innerhalb der Götterschafft – und Kunstsinn wurden ihr zugesprochen, weshalb sie auch zur Schutzgöttin der Handwerkskünste avancierte.

Der Titanen-Gott und Freund Athenes Prometheus gilt auch als Schöpfer der Menschheit, die er aus Ton formte. Wohl bemüht um die Entwicklung seiner Kreation, übte sich der auch als Vordenker unter den zugegeben nicht immer vorausschauenden Göttern Geltende auch als Lehrmeister und erbat von seiner Freundin, doch den Menschen Klugheit einzuhauchen. Dem Gefallen kam Athena auch nach. Was wiederum Zeus erzürnte, sah er darin doch die Anmaßung, dass Prometheus sich und mit ihm gleich die ganze Menschheit mit der Götterwelt gleichzustellen sann. So folgte für Prometheus eine Jahrtausende andauernde Strafe des Zeus` auf dem Fuße, aber das ist eine andere Geschichte.

Die hier als Vorbild dienende Büste der Athena Lemnia hingegen ist eine der vielzähligen Darstellungen der Göttin. Schöpfer war Phidias, der wohl bekannteste Bildhauer des antiken Griechenlands. Sie sollte ein Weihgeschenk der attischen Bürger an die Insel Lemnos sein. Das Bronzeoriginal ist leider nicht erhalten, doch auch in den Nachbildungen aus Marmor oder in Form von Gipsabgüssen kommt Phidias´ Streben nach Vollkommenheit zum Ausdruck. Der antike Reiseschriftsteller Pausanias bezeichnet die Statue als „von allen Werken des Phidias das sehenswerteste“. Lukian von Samosate, seines Zeichens ein populärer Satiriker der Antike, rühmt beim Anblick der Götterstatue offenkundig so gar nicht zynisch, vielmehr schwärmend, „den herrlichen Contour des Anlitzes, die Zartheit der Wangen und das Ebenmaß der Nase.“

 

30. März 2020

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