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Büste der Klytia – Sawa Aso: „Alltagslöcher“

Löcher, die es im Alltag zu sehen gibt, faszinieren Sawa Aso. Findet sie ein Loch, möchte sie hineinschauen. Herausfinden, warum das Loch existiert und ob vielleicht etwas darin ist. Sawa Aso hat Löcher dokumentiert, denen sie im Alltag begegnet ist. Sie waren die Inspiration für ihren Schmuck. Dabei hat sie die Löcher nicht sofort für den Schmuck verwendet, sondern für die künstlerische Arbeit verändert. Für eine Kette aus Abflusssieben zum Beispiel hat die Künstlerin Birkenholz genutzt, gehobelt und gestaltet; auch ihre Größe wurde verändert, um die Prägnanz der Formgebung zu betonen.

Durch die Umwandlung sind die Löcher zu etwas anderem geworden. Nun übersieht sie man sie nicht mehr im Alltag, sondern sie ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Die Besonderheit der Arbeiten Sawa Asos und ihre Anziehungskraft können berühren. Oder sogar das Bedürfnis des Betrachters wecken, sie zu tragen. Für die Künstlerin ist es naheliegend, ja sinnvoll, Löcher als Schmuck darzustellen.

Ihren Halsschmuck „Alltagslöcher“ – Toilettenpapier-Innenrollen – hat Sawa Aso aus Aluminium – montiert, genietet, getrieben – gefertigt; aufgereiht sind die sechs Komponenten auf einer handgeflochtenen Kordel aus Baumwolle. Die Kette ist eineinhalb Meter lang und viel leichter, als sie auf den ersten Blick wirkt: Sie wiegt nur 120 Gramm.

Der Halsschmuck von Sawa Aso ist zu sehen auf der Klytia, Marmor, wohl 18. Jh. (London, British Museum, Gipsabguss)

Der große Poet der römischen Antike, Ovid, schuf mit seinen „Metamorphosen“ eines der populärsten mythologischen Werke überhaupt. Beginnend mit der Entstehung der Welt aus dem Chaos, tragen sich in der Folge einzelne Verwandlungssagen nicht nur der griechischen Mythologie zu, deren Übergänge Ovid kunstvoll zu einer Gesamterzählung spinnt. Menschen wie Götter vollziehen dabei Wandlungen etwa in Pflanzen, Tiere oder gar Sternbilder.

Eine davon ist die Saga der Klytia. Eine der Töchter des Okeanos – der als Vater aller Flüsse und der Okeaniden gilt –verliebte sich in den wohl begehrtesten aller Göttersöhne des Zeus, den schönen Apollon. Leider wurde diese Liebe nicht erwidert, vielmehr hatte es der Sonnengott auf Klytias Schwester Leukothoes abgesehen, die auch seinen Reizen erlag. Zugegeben auf etwas heimtückische Weise in Gestalt ihrer Mutter erschlich er sich Leukothoes Vertrauen, bevor er seine wahre Gestalt offenbarte und die junge Frau verführte. Fatalerweise wurde Leukothoes schwanger, was die eifersüchtige Schwester Klytia dazu trieb, den Skandal bekannt zu machen und dem strengen Vater von dem Vergehen der Schwester zu berichten. Voller Zorn und ungeachtet des Flehens der Tochter – „Er hat mich gegen meinen Willen genommen!“ – ließ er sie bei lebendigem Leib begraben.

Klytia witterte nun ihre Chance und versuchte erneut, Apollons Liebe zu gewinnen, jedoch vergebens. Ihr Verrat hatte sein Herz für sie endgültig verschlossen.

Voller Kummer und Gram setzt sich Klytia nackt auf einen Felsen, verwehrte Nahrung und Trinken und blickte Tag ein Tag aus ihrem Sonnengott entgegen. Ihr Körper verfiel und schlussendlich wurde sie in eine „Sonnenblume“ verwandelt, die stets dem Lauf der Sonne und damit dem Götterwagen folgend ihre Blüten ausrichtet.

Die Marmorbüste aus dem Britisch Museum, die hier Model stand, zeigt eine schöne junge Frau, deren Körper aus Blütenblättern zu erwachsen scheint. Daher wurde sie als Darstellung der Klytia bekannt. Tatsächlich scheint es sich aber um eine Porträtbüste von Antonia minor, der Tochter von Marcus Antonius und Octavia zu handeln. Dennoch, der Mythos überdauert.

 

23. März 2020

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