Eine Recherche über Jiddisch in Israel

Die Künstlerin beschäftigte sich während ihres Stipendiums mit der jiddischen Kultur und Sprache. Letztere entstand ausgehend vom Mittelalter aus dem Alt- und Mittelhochdeutschen, dem Hebräisch-Aramäischen sowie romanischen Sprachelementen und entwickelte sich durch die damalige Vertreibung der Juden nach Osteuropa dort zu einer ganz eigenen Sprache. Diese Mischung aus deutschen, hebräisch-aramäischen und slawischen Sprachelementen scheint dem Deutschen sehr nahe und oft verständlich. Gebrochen wird diese Verwandtschaft durch die für uns vollkommen unbekannten hebräischen Schriftzeichen. Lernt man diese zu lesen, klingt das gesprochene Wort sehr vertraut. Der gegenteilige Effekt lässt sich bei vielen Israelis beobachten: Sie können die Schriftzeichen perfekt lesen, den Inhalt aber nicht verstehen. Davon ausgehend führte die Künstlerin eine persönliche Recherche über Jiddisch in Israel durch. Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich: Vom freudvollen Erinnern an jiddisch sprechende Vorfahren bis hin zu Abscheu. Die meisten Menschen, die sie traf, wollten nichts mit der Sprache zu tun haben. Für viele hat sie zu viele Verbindungen zum Jiddisch der ultraorthodoxen Juden oder der Shoah. Sie traf jedoch einige, die gegen die Vernachlässigung dieser reichen Kultur in Israel kämpfen und hielt die Begegnungen fotografisch und soundtechnisch fest. Aus dem zusammengetragenen Material entstand die Arbeit יידיש, die Eindrücke der jiddischen Sprache in Israel zeigt. Außerdem ließ sich die Künstlerin von der sie umgebenden Architektur inspirieren, drei keramische Gebäude zu bauen, welche jüdische und arabische Einflüsse vereinen sowie die besondere Natur der Wüste zeigen. Eines der drei Objekte, das yidish hoyz, widmet sich ebenfalls der fast vergessenden Sprache Jiddisch. Es entstand in Kooperation mit dem jiddischen Kulturzentrum YUNG YiDiSH TLV. Nach seiner Ausstellung in Tel Aviv wird es einen Platz im YUNG YiDiSH TLV finden und dort weiter wachsen. Für die internationale Stipendiatenausstellung IN YOUR EYES kombinierte die Künstlerin Bilder von Innenansichten der keramischen Gebäude mit Bildern Tel Aviver Umgebungen.









