Temporary Rage

Nicht
zuletzt beeinflusst durch die Geschichte Ihres Großvaters – der trotz
russischer Kriegsgefangenschaft eine große Liebe zu Land und Sprache
entwickelte – beobachtet Hannah Kornatz seit einigen Jahren die Kunstszene in
Russland. Während ihres Stipendiums stellte sie sich vor Allem die Frage, wie
zeitgenössische Kunst in Russland funktioniert und wie sie von der Bevölkerung
wahrgenommen wird. Gespräche mit Künstlern vor Ort führten sie immer wieder auf
das Thema Revolution, das schließlich auch ihre eigene Arbeit beeinflussen
sollte. Nach dem Vorbild von Delacroix’ Gemälde „La Liberté guidant le peuple“
erarbeitete sie ein großes Wandbild mit dem Titel „Temporary Rage“. Durch
wirtschaftliche Sanktionen des Landes war sie in ihren gewohnten
Arbeitsmaterialen jedoch eingeschränkt und beschloss kurzerhand, statt der
eigentlichen Leinwand die Abdeckfolie des Atelierbodens als Malgrund zu nutzen.
Acryl- und Ölfarbe auf Plastikfolie versprechen jedoch nur eine kurze
Lebensdauer des Kunstwerkes, da Transport und Konservierung ohne Verluste
unmöglich sind. In einer Abschlussperformance zerschnitt sie daher das Gemälde,
um die einzelnen Teile – 61 Stück, der Anzahl ihrer in Russland verbrachten
Tage entsprechend – gegen künstlerische Arbeiten ihrer neuen russischen Bekannten
einzutauschen. Die eingetauschten Objekte und eine filmische Dokumentation der
Aktion werden in Ausstellungen zu sehen sein.