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Warum Dieckmann?

Die Idee zur gemeinsamen Ausstellung entstand vor Jahren - beim Bauhaus-Dinner

Im Rahmen des 100-jährigen Bauhausjubiläums luden die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu einem Bauhaus-Dinner ins Kunstgewerbemuseum Berlin ein, das unter das Thema „Erich Dieckmann“ gestellt war. Möbel, Grafiken und Archivmaterial ließen für einen Abend den bisher wenig beachteten Bauhäusler Erich Dieckmann lebendig werden, so dass wir bald planten, eine Ausstellung über ihn zu machen. Schon bei der Veranstaltung wurde deutlich, wie eng Leben und Wirken bei ihm miteinander verknüpft sind und dass sein Lebensweg kein einfacher war. Seine
von der Schauspielerin Bibiana Beglau vorgetragenen Briefe sprachen von einem
Mann, der 1930 und 1933 schwere Niederlagen erdulden musste und letztlich um
seine Lebensgrundlage und die seiner Familie fürchtete. Es entstand ein deutliches Bild von einem Mann, der zunächst 1930 in Weimar entlassen wurde, dann Ende Oktober 1933 in Halle an der Saale ein weiteres Mal. In beiden Fällen spielten nationalsozialistische Ressentiments gegen die Schule eine Rolle.

Dieckmann jedoch verhielt sich systemkonform, und es gelang ihm, ab 1936 neue Anstellungen in den Regierungsorganisationen, dem Amt „Schönheit der Arbeit“ und der Reichskammer der bildenden Künste, zu erhalten. Auch wenn es ihm gelang, die Unterstützung der Kulturpolitik und des NSDAP-Gauleiters zu erlangen, blieb er ohne Erfolg. Was von ihm blieb, war kein siegreicher Künstler, sondern ein Mann, der als Invalide aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekommen war, seines künstlerischen Berufes beraubt wurde und mit einem Bürojob bei der Reichskunstkammer bis zu seinem Tod in Berlin ein Auskommen hatte.

Seine Frau Katharina Dieckmann verkaufte den Nachlass ihres Mannes im Jahr
1970 an die Staatlichen Museen zu Berlin. Das größte Konvolut, bestehend aus mehr als 1500 Entwürfen, Skizzen und Zeichnungen, beherbergt heute die Kunstbibliothek. Die Möbel und Designobjekte aus dem Dieckmannschen Haushalt gingen an das Kunstgewerbemuseum, bis auf die Küche, welche in der Sammlung des Museums Europäischer Kulturen aufgenommen wurde.

 

Frage nach heutigen Positionen

 

Ausgehend von diesem Nachlass, wurde die Idee geboren, bei einer Ausstellung die direkt Dieckmann zuzuordnenden Objekte als Kern zu zeigen und jene Arbeiten mit einzubeziehen, die während seiner Lehrtätigkeit an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle entstanden waren und dort verwahrt werden. Mit der Kooperation zwischen dem Kunstgewerbemuseum und der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin, der Burg Giebichenstein und der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt keimte sehr schnell der Gedanke, nicht allein das historische Material aufzubereiten, sondern nach den heutigen Positionen des Möbeldesigns mit Blick auf Dieckmann zu fragen. (…)

Die Ausstellung „Stühle! Dieckmann!“ wird zunächst in Halle und anschließend im Berliner Kunstgewerbemuseum gezeigt. Die Präsentation variiert zwischen den beiden Stationen, und der Ausstellungsteil „Die Anderen“ ist allein in Berlin zu sehen. In ihm werden Entwerferinnen und Entwerfer präsentiert, die wie Dieckmann in der Zeit vom Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg gelebt und gearbeitet haben. Das Ergebnis der Zusammenstellung unter Angabe der Biographien der Designer und Designerinnen ordnet das Schaffen in das Zeitgeschehen ein. So entfaltet sich ein Panorama der deutschen Designwelt und ihrer Akteure während der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus in allen ihren Schattierungen und politischen Haltungen. (…)

Manon Bursian, Dieter Hofmann, Ingolf Kern, Sabine Thümmler, Moritz Wullen

 

Gekürzte Fassung – der vollständige Text ist zu finden im Katalog, der begleitend zur Ausstellung „STÜHLE! DIECKMANN! DER VERGESSENE BAUHÄUSLER ERICH DIECKMANN“ erschienen ist.

 

Weitere ausführliche Informationen zu den einzelnen Ausstellungsteilen finden Sie unter: Hommage an einen vergessenen Bauhäusler – Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt (kunststiftung-sachsen-anhalt.de)



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