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Tharangambadi (Indien)

Bewerbungsfrist:
Das Stipendium ist zur Zeit nicht ausgeschrieben.

Die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt vergibt 2019 zum ersten Mal in Kooperation mit den Franckeschen Stiftungen in Halle und dem Ziegenbalghaus Tharangambadi ein internationales Arbeitsstipendium nach Indien, welches einem Künstler oder einer Künstlerin aus Sachsen-Anhalt einen sechswöchigen Arbeitsaufenthalt in Südindien ermöglicht.

Das Programm richtet sich an Künstler und Künstlerinnen, die sich für Tradition und Moderne Indiens interessieren und ihre Kenntnisse über die v.a. südindische Kunst sowie über Trends in der zeitgenössischen Kunst erweitern möchten. Die Künstler und Künstlerinnen sind eingeladen, die verschiedenen Aspekte indischer Kultur und Gesellschaft zu erleben. Der Aufenthalt soll Anreiz und Inspiration sein und die Möglichkeit bieten, neue Ideen zu erarbeiten, Kontakte zu knüpfen und ein Projekt zu realisieren. Der Stipendiat oder die Stipendiatin wird sich vor allem in Tharangambadi und Umgebung im Bundesstaat Tamil Nadu aufhalten.

Tharangambadi, die Stadt der singenden Wellen, vor den Ufern des Bengalischen Golfes, an der Ostküste Südindiens ist auch heute noch unter seinem europäischen Namen Tranquebar bekannt. Es war seit dem frühen 17. Jahrhundert ein Handelsstützpunkt, der bis 1845 unter dänischer, und bis zu Indiens Unabhängigkeit, 1947, unter britischer Verwaltung stand. Heute liegt das 3.000 Einwohner Dorf im Bundesstaat Tamil Nadu. Neben der prominenten dänischen Festung (man sagt es sei die zweitgrößte Festungsanlage inklusive derer in Dänemark) prägen weitere kolonialarchitektonische Gebäude das Stadtbild. Etwas außerhalb touristischer Zentren ist es gezeichnet von einem muslimischen und traditionell tamilischen Baustil. Europäische Initiativen haben zum Erhalt des Dorfes beigetragen.

Tharangambadi ist bekannt für die religiöse Vielfalt und Friedfertigkeit seiner Einwohner, wobei die Gemeinschaft der Fischerleute dem Dorf einen wesentlichen Charakterzug verleiht. Das Leben am und mit dem Meer strahlt heute, wie schon vor dreihundert Jahren, eine besondere Faszination aus. Die reiche Geschichte des kleinen Ortes und die Meereslage locken zahlreiche regionale, überregionale und internationale Touristen an den Strand und in die Hotels. Das Leben der Menschen ist geprägt von sakralen Alltagsempfindungen und modernem Kapitalismus im Schwellenland Indien.

Die regionale Landessprache ist Tamil, eine der ältesten Schriftsprachen weltweit. Die Tamilen sind sehr stolz auf ihr kulturelles Erbe, das in den Tempeln, in der Literatur, im Tanz, in der Sprache und vielen anderen künstlerischen und religiösen Formen Ausdruck findet. Immer wieder grenzt man sich so vom hindi-dominierten Norden und der indischen Zentralregierung ab.

Bartholomäus Ziegenbalg (1682–1719), ein Schüler August Hermann Franckes (1663–1727), der weltweit erste lutherische Missionar, war fasziniert von der Vielfalt und Historizität der tamilischen Kultur. Gemeinsam mit seinem Kollegen Heinrich Plütschau (1667–1752) erreichte er die Küste von Tranquebar am 9. Juli 1706. In einer Bibliothek sammelte er tamilische Literatur ungeachtet religiöser Inhalte. In Briefen tauschte er sich mit lokalen Gelehrten aus, diskutierte und stritt mit ihnen, stellte Fragen zu religiösen Lehren und Bräuchen, landesüblichen Traditionen, über Landwirtschaft und zur Ernährung. Mit der detaillierten Erforschung der tamilischen Sprache ist er auch heute noch – über christliche Kreise hinaus –als Kulturvermittler und Initiator eines interkulturellen Dialogs anerkannt. Seine Erkenntnisse schickte er, detailreich dokumentiert, in Form von Briefen, Palmblättern und Sammlungsobjekten nach Europa. Ein beachtlicher Teil dieser Originalzeugnisse ist in den Archiven der Franckeschen Stiftungen zu Halle erhalten und systematisch verfügbar gemacht.

In dem originalen Wohnhaus Ziegenbalgs ist in Tharangambadi ein Museum für den interkulturellen Dialog zwischen Indien und Europa entstanden, der vor über 300 Jahren seinen Anfang nahm. Bartholomäus Ziegenbalg und seine Frau Maria Dorothea nutzten das Grundstück für persönliche Zwecke, bevor es 1731 in den Besitz der Dänisch-Halleschen Mission überführt wurde und Teil eines umfangreichen Missions- und Bildungscampus‘ wurde. Daraus entstanden die Ziegenbalgschen Plätze, auf denen auch heute noch neben dem Museum, eine Schule unter lutherischer Trägerschaft betrieben wird. Das Museum ist seit dem 15. Juli 2017 für eine breite Besucherschaft geöffnet.

Mit der abgeschlossenen Restaurierung dieses Gebäudes, 2017, wurde ein historischer Erinnerungsort geschaffen, der die Geschichte des interkulturellen Dialogs erzählt und in einer modernen Dauerausstellung für ein breites Publikum aufbereitet. Historische Druckerpressen beleben die Ausstellung und erinnern an die systematische Einführung des Buchdrucks in Indien durch die Mission in Tranquebar. Workshops für Kinder mit lokalen Ressourcen und zur Papierherstellung erinnern an die erste Papiermühle des Landes und geben einen lebendigen Einblick in die Geschichte des 18. Jahrhunderts. Weitere Angebote für Studierende, v.a. unter den Aspekten Forschung und Wissenschaft sind in Planung.

Der Besuch des Stipendiaten oder der Stipendiatin kann sich wie folgt gestalten: Um einen Einstieg in Tamil Nadu sowie einen Einblick in die südindische Kunstszene zu gewähren ist der Künstler oder die Künstlerin eingeladen, die ersten Tage in einer Künstlergemeinschaft in der tamilischen Landeshauptstadt Chennai zu verbringen. Die Unterbringung und Betreuung erfolgt entweder durch und im Künstlerdorf Cholamandal oder durch und im künstlerisch ausgerichteten Freilichtmuseum DakshinaChitra.

Hauptaugenmerk des Besuches liegt auf dem Aufenthalt im ländlichen Raum von Tharangambadi. Je nach Wunsch des Stipendiaten oder der Stipendiatin können in der letzten Projekthälfte, verbunden mit der Rückfahrt nach Chennai, Aufenthalte im spirituellen Dorf Auroville, im Ashram in Thiruvannamalai, neben dem heiligen Berg Arunachalam und dem Steinmetzdorf Mahabalipuram ermöglicht werden.

Eine Präsentation in Form einer Ausstellung im Ziegenbalghaus ist eine Option, die den Aufenthalt begleitet. Dabei können wahlweise aktuell erarbeitete, oder aber auch schon vorhandene Arbeiten präsentiert werden.

Ein weiterer Schwerpunkt ist ein gemeinsam mit den Mitarbeitern des Ziegenbalghaus zu entwickelnder Kunstvermittlungsworkshop, in denen der Künstler oder die Künstlerin in Interaktion mit Kindern und Jugendlichen tritt.

Am 18. Dezember um 14.00 Uhr laden die Kunststiftung und die Franckeschen Stiftungen in die Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen zu einem Gespräch zum Stipendium in Tharangambadi ein. Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke, Manon Bursian und  Jasmin Eppert (live aus Indien dazu geschaltet) werden in das Stipendiatenprogramm und den Ort einführen. Um Rückmeldung zur Teilnahme an diesem Gespräch wird bis zum 10. Dezember 2018 an oeffentlichkeitsarbeit@kunststiftung-sachsen-anhalt.de gebeten.

Hinweise zum Bewerberverfahren

Der Zeitraum des Stipendiums
1. September bis 15. Oktober 2019

Anzahl der Stipendien
Es wird insgesamt ein Stipendium vergeben.

Art und Umfang des Stipendiums
Der Stipendiat oder Stipendiatin wird über die Dauer von sechs Wochen im Ziegenbalghaus oder einem Gebäude unweit davon untergebracht sein. Die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt finanziert des Weiteren die Reisekosten und die Auslandskrankenversicherungskosten sowie notwendige Impfungen des Künstlers oder der Künstlerin sowie ein Stipendium in Höhe von 1.500 Euro für den Zeitraum von sechs Wochen. Die Kuratorin des Ziegenbalghauses, Jasmin Eppert, zeichnet sich für die Betreuung verantwortlich und steht jederzeit für Rückfragen zur Verfügung. Dem Stipendiaten oder der Stipendiatin wird eine Simcard bereit gestellt.

Voraussetzungen und Bedingungen
Bewerben können sich Künstler und Künstlerinnen aller Sparten, die ihren Hauptwohnsitz in Sachsen-Anhalt haben und ausgewiesene künstlerische Erfahrung besitzen. Die Bewerbung muss einen Lebenslauf, Abbildungen aus der künstlerischen Arbeit (max. 5 Abbildungen, A4 im Hochformat, max. 100g-Papier, kopierfähig), die Beschreibung des eigenen künstlerischen Profils und ein Motivationsschreiben sowie eine Idee für ein mögliches Vermittlungsformat beinhalten, aus dem die Gründe für die Bewerbung und Erwartungen an den Aufenthalt in Südindien dargelegt werden.

Auswahlverfahren
Über die Bewerbungen entscheidet der Stiftungsrat der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt mit Unterstützung des künstlerischen Beirates. Maßstab für eine Beurteilung ist die künstlerische Qualität des Vorhabens und der eingereichten Arbeitsproben sowie die Aussagekraft des Motivationsschreibens.

Widerruf oder Rücknahme der Bewilligung
Die Bewilligung der Fördermittel wird zurückgenommen und die geförderte Person zur Rückzahlung der Förderbeträge verpflichtet, wenn die Förderung durch unzutreffende Angaben erlangt wurde oder Umstände eingetreten sind, die den Förderungsbedingungen nicht mehr entsprechen bzw. die geförderte Person nicht mehr in der Lage ist, ihre als förderungswürdig erachteten künstlerischen Projekte zu beginnen oder fortzusetzen.

Bewerbungsschluss
Bewerbungen können bis zum 21. Januar 2019 (Poststempel) eingereicht werden.



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bisherige Stipendiaten:

Stefan Schwarzer
Christine Bergmann

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