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Pressemitteilung 16

Wo kauft man Papier im Kaukasus? – Kunststiftung Sachsen-Anhalt und die Stiftung des sorbischen Volkes schicken Künstler auf Zarenexpedition in das armenische Gebirgsland

Halle (Saale), 27. Juli 2006: Die Künstler Florian Bielefeldt (Halle/Saale) und Sophie Natuschke (Brandenburg) erhalten die begehrten Armenien-Stipendien „Auf den Spuren Heinrich Theodor Wehles im Kaukasus“ der Kunststiftung Sachsen-Anhalt und der Stiftung des Sorbischen Volkes. Wie die Direktorin der Stiftung Manon Bursian heute bekannt gab, haben sich beide Künstler aufgrund ihrer überzeugenden Bewerbung gegen eine große Konkurrenz durchgesetzt.

Florian Bielefeldt und Sophie Natuschke werden ab September 2006 für acht Wochen auf den Spuren des sorbischen Landschaftszeichners und Grafikers Heinrich Theodor Wehle in den Kaukasus reisen. Wehle hatte 1802 eine Expedition des russischen Zaren in den Kaukasus als Topograph und Kartenverwalter begleitet und die Fremde in Grafiken festgehalten. Seine Zeichnungen bezeugen noch heute eindringlich die Faszination, die diese wilde, fremde Landschaft in ihm weckte.

Größte Herausforderung: „Wie ein Kind schauen“

Das Atelier von Sophie Natuschke ist in den vergangenen Tagen kaum wieder zu erkennen. Schon jetzt lässt sie die kaukasische Spurensuche nicht mehr los. Überall liegen Landkarten. Im Kopf ist Natuschke Wehles Routen im Gebirgsland zwischen Georgien, Aserbeidschan, dem Iran und der Türkei schon einige Male abgelaufen. Doch was sie wirklich erwartet, weiß sie genauso wenig wie Entdecker-Vorbild Wehle vor 200 Jahren.

Immerhin hat Natuschke eine Ahnung, wie man einer fremden Landschaft begegnet und diese künstlerisch umsetzt. Bei einer Reise nach Nepal vor einigen Jahren hat sie erprobt, sich auf ein Land einzustellen, dessen Dimensionen man noch gar nicht im Kopf hat. „Man muss sich eingucken und dann ganz neue Formen des Ausdrucks finden“, sagt die Künstlerin. Aus Erfahrung wisse sie, dass dies damit beginnt, wie ein Kind zu schauen. Dies sei für sie die größte Herausforderung. Nun wolle sie den Kaukasus mit allen Sinnen erleben. Dazu gehört für sie auch, dass sie das Zeichenpapier für ihre Arbeit zu einem großen Teil erst vor Ort kaufen wird. Denn so Natuschke: „Schon jedes neue Papier ist eine Entdeckung“.

Rückkehr mit neuem Stil?

Für Florian Bielefeldt ist das Kaukasus-Kunst-Abenteuer vor allem ein Selbst-Experiment. Bielefeldt, der an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein in Halle/Saale studiert hat, ist bisher durch seine außergewöhnlich detailgenauen Zeichnungen der Stadt Halle und deren Bewohner aufgefallen. Werden der grobe, wilde Kaukasus und seine rauen Bewohner den detailversessenen Blick des Künstlers auf die Welt verändern? So wie es 200 Jahre zuvor bereits Theodor Wehle ergangen ist? Wird Bielefeldt Ende Oktober mit ähnlich wilden Skizzen zurückkehren, wie die Zarenexpedition im Jahre 1802?

Die beiden Künstler werden auf ihrer Reise durch den Kaukasus durch einen orts- und sprachkundiger Reiseführer des Armenian Centre for Contemporary Experimental Art begleitet. Er wird Sophie Natuschke auch helfen, jene Stellen zu finden, an denen sie das richtige armenische Papier bekommt. Denn weder Natuschke noch Bielefeldt sprechen armenisch oder eine der zahlreichen Sprachen des Kaukasus. Dennoch hat Sophie Natuschke keinerlei Bedenken. Aus Nepal weiß Sie: Mit kleinen Zeichnungen lässt sich in der Fremde fast alles sagen.

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