Sarah Deibele – Von Papier zu Emaille

Sarah Deibele zeichnete bisher nur auf Papier. Ihr Stipendium nutzte sie, um ein neues Material auszuprobieren: Industrie-Emaille auf Stahlblech. Warum? Um herauszufinden, wie der Wechsel der Technik ihren künstlerischen Ausdruck beeinflusst. Und der Duktus wandelte sich: Zum einen, weil sie auf dem Blech die Hand beim Zeichnen nicht ablegen durfte. Zum anderen durch das ungewohnte Zeichenwerkzeug – darunter Zahnstocher, Ast, stumpfer Pinsel, Stricknadel.

Die Serie „Der Pianist und das Meer“ bezieht sich auf Alessandro Bariccos Büchlein „Novecento“: Ein Anfang des 20. Jahrhunderts auf einem Schiff entdecktes Findelkind wird zum großartigen Klaviervirtuosen. Nie verlässt er seine Heimat, das Passagierschiff. Er kennt die Welt nur durch die Erzählungen der Mitreisenden. Geschichten, welche Selbsterlebtes – ergänzt durch seine lebhafte Phantasie – ersetzen.

Die Vermischung der Ansichten in den Emaillearbeiten – frontal und von oben – symbolisieren die frei gewählte, aber schließlich zwanghafte Selbsteingrenzung des Virtuosen. Das großbauchige Schiff tanzt mit dem Konzertflügel verwunschen durch den Ozean, in dessen Untiefen sich nicht nur Meeresgetier und Schädel, sondern auch die versunkenen Wünsche des Pianisten finden. Das Wasser umschließt dämmrig und bewegt alles – dargestellt ist es in einem Schwarz, das partiell rosa glüht, aufgetragen im weichen Pinselduktus. Eine Technik, die sich Sarah Deibele mit der Emaille auch für die Papierzeichnung erschlossen hat.

vita

1988 in Wismar geboren
2007–2012 Studium Freie Grafik an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle bei Thomas Rug
2010 Wilhelm und Lotte Neufeld-Stipendium
2012 Anerkennungspreis des Kunstpreises der Stiftung der Saalesparkasse
2014 Graduiertenstipendium der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
2015 Nominierung für den Förderpreis der Hans-Meid-Stiftung
2016 Nominierung für den Perron-Kunstpreis in der Sparte Grafik
Nominierung für das Stipendium Werkstatt Plettenberg
2017 27. SÄCHSISCHES DRUCKGRAFIK.SYMPOSION | Künstlerhaus Hohenossig und Otto-Ditscher-Förderpreis für Buchillustration
2019 Arbeitsstipendium für Radierung | Aldegrever Gesellschaft
2020 30. SÄCHSISCHES DRUCKGRAFIK.SYMPOSION | Künstlerhaus Hohenossig
Grafiksymposium ZEBRA 7 | Kunstverein Zwickau e. V.

Ausstellungen u. a. in Halle, Berlin, Frankfurt (Main), Wien, Düsseldorf, Hamburg, Detmold, Herne

lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Halle (Saale)