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Das Mädchen Kiều: Stipendiatin der Kunststiftung Sachsen-Anhalt Franca Bartholomäi zeigt neue Werke in Hanoi

Das Goethe-Institut in Hanoi (Vietnam) hat in Kooperation mit der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt die Ausstellung „Das Mädchen K.“ von Franca Bartholomäi initiiert und die Künstlerin nach Vietnam eingeladen.

Die Ausstellung zeigt im Goethe-Institut in Hanoi eine große Wandinstallation aus Holz- und Papierschnitten, die inspiriert durch die Lektüre des vietnamesischen Nationalepos Truyện Kiều – Das Mädchen Kiều entstanden und eine Hommage an das vietnamesische Nationalepos Truyện Kiều sowie dessen deutsche Übersetzung ist.

In Scheren- und Holzschnitten nähert sich Franca Bartholomäi dem wohl gehüteten Schatz der vietnamesischen Sprachkunst und der kulturellen Identität. Inspirationsquelle war die im Thế Giới Verlag erschienene deutsche Übersetzung von Irene und Franz Faber.

Franz Faber berichtete damals für das Neue Deutschland über den Befreiungskampf und traf auf Ho Chi Minh als das Ende des französischen Kolonialreiches in Indochina besiegelt wurde. Bei der Begegnung soll Ho Chi Minh das Nationalepos Truyện Kiều Franz Faber in die Hand gedrückt haben, mit dem Auftrag, es als Schlüssel zum Verständnis der vietnamesischen Kultur und dem Glauben an die bevorstehende Befreiung Vietnams ins Deutsche zu übersetzen. Franz Faber und seine Frau taten dies. Heute ist die deutsche Nachdichtung das literarische Fundament für eine kulturelle Annäherung an die Kultur Vietnams.

60 Jahre nach der denkwürdigen Begegnung zwischen Franz Faber und Ho Chi Minh ist Vietnam befreit. Wer heute die Truyện Kiều in die Hand nimmt, wird sie wahrscheinlich nicht mehr als Metapher für die Unterdrückung Vietnams durch brutale äußere Mächte und das Versprechen auf eine Wiedergeburt lesen. Heute liest man das Epos eher als Geschichte eines menschlichen Schicksals. Leiden und Hoffnung auf Rettung einer jungen Frau stehen im Vordergrund. Die Geschichte der Kiều in der Gegenwart zu lesen heißt auch, das aktuelle Rollenverständnis und Bild der Frau im Kontext dieses tiefgreifenden Versepos zu reflektieren. Die Künstlerin Franca Bartholomäi hat das getan und zeigt uns ihre Sicht auf das Mädchen Kiều. Die Ausstellung lädt das vietnamesische Publikum ein, Kiều mit anderen Augen zu sehen, als man bisher gewohnt ist. Franca Bartholomäi hat sich unvoreingenommen aber sensibel und feinfühlig auf das Mädchen Kiều eingelassen. Ihre künstlerischen Arbeiten zeigen einen Blick auf das Mädchen selbst, und darauf, wie sie Gewalt und Herrschaft ausgesetzt ist. Franca Bartholomäis Blick gilt dem Leiden dieses Mädchens. Um keinem Leser und Verehrer von Truyện Kiều, und keiner anderen Deutung dieser Erzählung zu nahe zu treten, nennt Franca Bartholomäi ihre Hommage: „Das Mädchen K.“. Über ihre Arbeit sagt die Künstlerin: „Das Buch „Das Mädchen Kieu“, das im Zentrum dieser Ausstellung steht, hat für den europäischen Leser des 21. Jahrhunderts auf den ersten Blick eine etwas gewöhnungsbedürftige Form. Es ist ein Versepos, und die Sprache ist sehr artifiziell, man möchte fast sagen „blumig“. Doch der Inhalt ist es nicht. Das Frauenschicksal, welches dort beschrieben wird, ist hart. Aber es liest sich leicht, richtiggehend spannend, mit vielen überraschenden Wendungen – und nicht zuletzt mit vielen intensiven, einprägsamen Bildern. Das alles kam meiner eigenen metaphorisch aufgeladenen Bildsprache, deren Spannung sich ebenfalls aus Brüchen und unerwarteten Verwerfungen speist, sehr entgegen. Ich habe die Lektüre als wirklich große Bereicherung und Anregung empfunden.“

Biografie Franca Bartholomäi
1975 in Hohenmölsen (Ostdeutschland) geboren,
1994 – 2003 Studium und Aufbaustudium an der Kunsthochschule „Burg Giebichenstein“ Halle, Fachrichtung Malerei/Grafik bei Prof. Thomas Rug
seit 2003 freischaffend in Halle
seit 2010 Lehrauftrag für Holzschnitt an der Kunsthochschule „Burg Giebichenstein“ Halle

Zahlreiche Stipendien und Preise, z.B. den Mainzer Stadtdruckerpreis (2016/17), den Landeskunstpreis Sachsen-Anhalt (2013) und den 1.Preis der Grafik-Triennale Frechen (2011). Regelmäßige Ausstellungen im In- und Ausland wie z.B. „100 Jahre Frauenwahlrecht“ im Deutschen Bundestag (2019) und Teilnahme an der Internationalen Grafik-Triennale Krakau (2015)

www.francabartholomaei.de

Das Mädchen K
von Franca Bartholomäi
8. – 25. Oktober 2019
Goethe-Institut Hanoi
56-58-60 Phố Nguyễn Thái Học,
Điện Bàn, Ba Đình, Hà Nội 100000
Vietnam
geöffnet täglich 9 bis 18 Uhr
www.goethe.de

7. Oktober 2019

Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt
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Neuwerk 11
06108 Halle (Saale)
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Kathrin Westphal
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