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Winckelmann-Stipendium

Auf den Spuren von Johann Joachim Winckelmann

aktuell keine Ausschreibung

 

Die Kunststiftung Sachsen-Anhalt schreibt ein sechsmonatiges Arbeitsstipendium für Künstlerinnen und Künstler aller Genres aus, die sich mit dem Werk von Johann Joachim Winckelmann, seiner Sicht auf die Antike sowie mit der antiken Kunst selbst beschäftigen möchten.

Sachsen-Anhalt mit Stendal als Geburts- und Halle als Studienort feiert in den nächsten Monaten mit zahlreichen Ausstellungen den 300. Geburtstag und 250. Todestag Johann Joachim Winckelmanns (1717-1768), die den Archäologen, Bibliothekar und Aufklärer als einen „Wegbereiter der europäischen Klassik“ würdigen.

Winckelmann gilt als bedeutender Intellektueller der europäischen Aufklärung und Begründer der modernen Archäologie und Kunstgeschichte. Er war der Erste, der die Antike aus einer rein ästhetischen statt antiquarischen Perspektive betrachtete. Seine Kunstformel der „edlen Einfalt und stillen Größe“ beeinflusste den europäischen Klassizismus maßgeblich. So geht die Ausstattung des Wörlitzer Schlosses im Gartenreich Dessau-Wörlitz auf Winckelmanns Einfluss zurück, der engen Kontakt zum Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau und dessen Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorf unterhielt.

In Stendal als Kind eines Schuhmachers geboren und aufgewachsen, immatrikulierte sich Winckelmann am 24. April 1738 an der Alma Mater Halensis und studierte dort zwischen 1738 und 1740 evangelische Theologie. Als er Halle im Februar 1740 wieder verließ, um eine Anstellung als Hauslehrer in Osterburg anzutreten, fußten seine Kenntnisse über die antike Kunst sicher auch auf der Anschauung originaler Werke der griechischen Kleinkunst. Dabei dürfte es sich um Münzen und Abgüsse von Gemmen und Münzen aus der Münzsammlung von Prof. Johann Heinrich Schulze (1687–1744) gehandelt haben, die den Grundstein für Winckelmanns folgenreiche Forderung nach der Autopsie, also dem in Augenschein nehmen antiker Kunstwerke wurde. Die Sammlung antiker Münzen wird heute im Archäologischen Museum der Universität aufbewahrt und kann als Grundstein der universitären Numismatik gelten. Es folgten verschiedene Stationen in Jena, Seehausen und Sachsen, ehe es ihn 1755 nach Rom zog. Dort studierte Winckelmann die verschiedenen Kunstsammlungen und trat eine Stelle als Schreiber in der Vatikanischen Bibliothek an. In Rom verfasste er seine wichtigsten Werke, darunter sein Hauptwerk „Die Geschichte der Kunst des Alterthums“ (1764), das bis heute ein Standardwerk der Kunstgeschichte ist.

Im Rahmen des Stipendiums sind Aufenthalte im Archäologischen Museum der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg, in der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, im Winckelmann-Museum in Stendal und in der Villa Romana in Florenz vorgesehen:

Das heutige Archäologische Museum der Martin-Luther-Universität dient zunächst allen Studierenden und Interessierten als Ort der Vermittlung der materiellen Kultur der Antike. Kunst und Kultur kann so «anschaulich» gemacht werden, wobei die vielfältigen antiken Objektgruppen geradezu Formen der Auseinandersetzung herausfordern. „Die Ausstellungen zu den Winckelmann-Jubiläen zeigen, dass viele der alten Ideale noch nicht vergangen sind.  Die künstlerische Auseinandersetzung mit ihnen ist noch fruchtbar, und Anregungen finden die Stipendiaten bei uns im Archäologischen Museum sowohl in den antiken Originalsammlungen als auch in der Abgusssammlung nach Werken griechischer und römischer Skulpturen“, so Prof. Dr. habil. Stefan Lehmann, Leiter des Archäologischen Museums der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg. www.museum.altertum.uni-halle.de

Eine weitere sinnliche Bereicherung und Ergänzung, im Sinne der Winckelmannschen Forderung nach Autopsie, ist der geplante Aufenthalt im Rahmen des Stipendiums im Gartenreich Dessau-Wörlitz als einmaliges Gesamtkunstwerk der Aufklärung. Neben den verschiedenen Kunstsammlungen im Schloss, ist die Antikensammlung und Ausstattung des Wörlitzer Schlosses durch die Beratung Winckelmanns geprägt. Die nach den aufklärerischen Idealen gestalteten Gärten von Wörlitz und Dessau mit ihren eingestreuten Architekturen, Kunstschöpfungen und -werken gehören zum Weltkulturerbe. „Unsere Mitwirkung an diesem Stipendium stellt für die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz eine besondere Fortführung der Winckelmann-Ehrung dar, die wir im vergangenen Jahr mit unserer Ausstellung Revolution des Geschmacks. Winckelmann, Fürst Franz von Anhalt-Dessau und das Schloss zu Wörlitz begonnen haben“, betont Brigitte Mang, Vorstand und Direktorin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. www.gartenreich.de

Mit dem Winckelmann Museum in Stendal besitzt Sachsen-Anhalt zudem das einzige Museum, welches Johann Joachim Winckelmann gewidmet ist und welches an der Stelle seines Geburtshauses errichtet wurde. In der ständigen Ausstellung wird die umfangreiche Sammlung gezeigt, die die 1940 gegründete Winckelmann-Gesellschaft über Jahrzehnte zusammengetragen hat. Am 26. Mai 2018 wird das das neue Winckelmann Museum nach umfassenden Rekonstruktionen wiedereröffnet.www.winckelmann-gesellschaft.com

Durch eine Kooperation mit der Villa Romana in Florenz besteht zudem die Möglichkeit, die unglaublich reichen und vielfältigen Sammlungen antiker Kunstwerke in den Uffizien und im Museo archeologico nazionale di Firenze sowie Originalschöpfungen der Renaissance zu erkunden. Florenz gilt neben Rom als der Sehnsuchtsort eines jeden Künstlers. Zweifellos handelt es sich einen idealen Ort für künstlerische Inspiration und fruchtbare Auseinandersetzung mit Johann Joachim Winckelmann. www.villaromana.org

Art und Umfang des Stipendiums
Das Stipendium wird für die Dauer von sechs Monaten vergeben und beinhaltet neben den Aufenthaltsmöglichkeiten am Archäologischen Museum der Martin-Luther-Universität in Halle, in der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, und im Winckelmann-Museum in Stendal, die durch die Kunststiftung vermittelt werden, einen zweimonatigen Aufenthalt in der Villa Romana in Florenz. Die Kunststiftung finanziert ein Stipendium in Höhe von 1.500,00 Euro pro Monat und die Reise-, Auslandskrankebversicherungs- und Unterbringungskosten  für Florenz. Der Stipendiat wird während des Zeitraums seines Aufenthalts in Florenz von den Mitarbeitern der Villa Romana betreut. Die Kunststiftung unterstützt den Stipendiaten sowohl bei der öffentlichen Präsentation seiner Arbeitsergebnisse in Sachsen-Anhalt, als auch in der Toskana.

Voraussetzungen und Bedingungen
Bewerben können sich Künstler und Künstlerinnen aller Sparten, die ihren Hauptwohnsitz in Sachsen-Anhalt haben und ausgewiesene künstlerische Erfahrung besitzen. Kein Antragsrecht haben Schülerinnen und Schüler sowie an einer Hochschule eingeschriebene Studierende und in einer Ausbildung stehende Personen. Die Bewerbung muss einen Lebenslauf, Werkproben aus der künstlerischen Arbeit (max. 10 Abbildungen, A4 max. 100g-Papier, kopierfähig bzw. Leseproben, CDs oder DVDs je nach künstlerischer Sparte), Beschreibung des eigenen künstlerischen Profils und ein Motivationsschreiben beinhalten, aus dem die Gründe für die Bewerbung und Erwartungen an das Stipendium hervorgehen. Die Verfügbarkeit in der Zeit des beantragten Stipendiums wird vorausgesetzt.

Zeitraum des Stipendiums
August 2018 – Januar 2019

Auswahlverfahren
Über die Bewerbungen entscheidet der Stiftungsrat der Landeskunststiftung mit Unterstützung des künstlerischen Beirates. Maßstab für eine Beurteilung ist die künstlerische Qualität des Vorhabens und der eingereichten Arbeitsproben sowie die Aussagekraft des Motivationsschreibens.
Bewerbungen können bis zum 4. April 2018 (es gilt der Poststempel) in der Landeskunststiftung, Neuwerk 11 in 06108 Halle (Saale) eingereicht werden. Anträge, die per E-Mail eingereicht werden, werden gemäß der geltenden Förderrichtlinie nicht berücksichtigt.

Einladung an Interessierte Künstler und Künstlerinnen
Um den künstlerischen Einfluss Winckelmanns zu verdeutlichen, eröffnet das Kunstmuseum Moritzburg in Halle am 18. März 2018 die Sonderausstellung „ideale. moderne kunst seit winckelmanns antike“. Am Mittwoch, dem 21.März 2018, um 15.30 Uhr lädt die Kunststiftung herzlich zu einer Einführungsveranstaltung zum Stipendium, sowie zu einer Führung durch die Ausstellung mit Prof. Dr. Stefan Lehmann, Prof. Dr. Olaf Peters und Dr. Elisa Tamaschke in das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) ein. Zur Begrüßung spricht Rainer Robra, Vorsitzender des Stiftungsrates der Kunststiftung sowie Staatsminister und Minister für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt. Um Anmeldung wird bis 12. März 2018 unter oeffentlichkeitsarbeit@kunststiftung-sachsen-anhalt.de gebeten.

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