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Taufengel Wettin

Noch kein halbes Jahr alt, schrieb die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt ihr erstes Initiativprojekt aus. Grundlegende Fragestellung dabei war, wie sich Künstler heute einen Taufengel für den liturgischen Gebrauch vorstellen, in welcher Form, Farbe, in welchem Material. Sie zu beantworten, fühlten sich 161 Künstler aus dem In- und Ausland berufen. Eine Jury wählte im Oktober 2005 acht davon aus, und bat sie, ihre Ideen plastisch auszuformen. Äußerst vielfältig waren die eingereichten Modelle. Den Juroren, unter ihnen Bischof Axel Noack und der damalige Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt, Professor Dr. Jan-Hendrik Olbertz, fiel die Entscheidung wegen der überzeugenden Qualitäten der Modelle überaus schwer. Intensiv wurde das Für und Wider eines jeden Entwurfs abgewogen, wobei neben ästhetischen auch funktionale Kriterien entscheidend waren. Thomas Leus Entwurf „Himmelskörper“ überzeugte schließlich die Jury: „Himmelskörper“ sei ein „Engel mit menschlichem Maß“ erklärte Axel Noack, Evangelischer Bischof aus Magdeburg und Jurymitglied. Platz zwei und drei belegten Christiane Budig und Silvia Hagen. Sämtliche Modelle wurden in der Ausstellung Tausend Jahre Taufen in Mitteldeutschland, die im Dom zu Magdeburg vom 20. August bis zum 5. November 2006 stattfand, der Öffentlichkeit präsentiert. Die festliche Übergabe des Taufengels an die St. Nikolai Gemeinde in Wettin fand am 11. Dezember 2006 statt.

Leus Taufengel ist aus frei geformten Aluminium-Drahtgewebe gefertigt. Luftig leicht schwebt er mit seinen weit ausgebreiteten Flügeln. Alles Körperhafte und Feste einer Skulptur scheint diese Figur hinter sich gelassen zu haben. „Hauptsächlich besteht er eigentlich aus Luft“, beschreibt Leu seine Arbeit. Für ihn sei „Himmelskörper“ viel mehr „eine flüchtige Erscheinung als statische Form“. Durch das Material würde die Wahrnehmung des Engels sehr von den jeweiligen Lichtverhältnissen abhängen und seiner „Erscheinung“ werde so stets etwas Flüchtiges und Unfassbares anhaften.

Die Wettiner Kirchgemeinde war mit der Wahl von Leus Arbeit mehr als zufrieden. Die Gestalt ist vom Barock inspiriert: die Flügel sind gefiedert, das Gewand bauscht sich in üppige Falten. Die Lieblichkeit wird jedoch durch das Material, genähtes Drahtgeflecht, gebrochen. Die netzartige Struktur lässt Dahinterliegendes sichtbar werden, die Edelstahloberfläche Licht reflektieren. Beides ändert sich permanent, da der leichte Engel im leisesten Luftzug schwingt. Die Figur verströmt Leichtigkeit, Anmut und hat eine Transparenz, die die Transzendenz eines Engels, seine Eigenart als „Schwellenwesen“, erahnen lässt.

Thomas Leu, 1964 geboren, studierte von 1985 bis 1990 an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein (Diplom) und absolvierte von 1990 bis 1991 ein Aufbaustudium Metallskulptur. Seit 1991 lebt und arbeitet er freiberuflich in Halle. Er hat an diversen architektur- und stadtraumbezogenen Projekten teilgenommen. Seine Arbeiten befinden sich im öffentlichen, kirchlichen und privaten Besitz.



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